Rote Felsen und tiefe Schluchten

Gehe aufrecht wie die Bäume, lebe dein Leben so stark wie die Berge, sei sanft wie der Frühlingswind, bewahre die Wärme der Sonne im Herzen, und der Grosse Geist wird immer mit dir sein.

Weisheit der Navajo

Auf unserer Reise durch Arizona dominierte die Farbe Rot und ab und zu erblickten wir in der Tiefe das Blaugrün des Colorado River. Wir bestaunten die wunderschönen Felsformationen rund ums Städtchen Sedona, wanderten dem spektakulären Grand Canyon entlang und besuchten den eindrücklichen Antelope Canyon und das Monument Valley in der Navajo-Nation-Reservation.

Das eindrückliche Farbenspiel im Antelope Canyon.

Entlang der historischen Route 66 nach Sedona

Von Lake Havasu City aus fuhren wir weiter ostwärts in Richtung Sedona. Unterwegs machten wir einen kurzen Mittagshalt in Seligman, einem kleinen Dorf, das sich früher aufgrund eines wichtigen Eisenbahnknotens entwickelte und heute vor allem Dank seiner Lage an der historischen Route 66 ein Touristenmagnet ist.

Die Route 66 führt von Chicago nach Los Angeles. Der Bau wurde 1926 gestartet und dauerte 10 Jahre. Heute wird die Route 66 gerne von Harley-Fans aus der ganzen Welt befahren. Wir trafen eine Gruppe aus Frankreich, welche die Strecke von knapp 4’000 km in zwei Wochen zurücklegen wollte.

Für das letzte Stück nach Sedona wählten wir eine Passstrasse, die tolle Ausblicke bot. Unser Camper bestand den Bergfahrttest problemlos, jedoch konnten wir gleichzeitig die sinkende Tankanzeige beobachten… Sedonas Lage ist wunderschön, da die Kleinstadt inmitten von roten Sandsteinformationen liegt. Es gibt tolle Hotels, Restaurants und eine Kunstszene, so dass wir definitiv nicht die einzigen Touristen waren. Die Wanderungen zu einigen bekannten Felsformationen sind sehr beliebt und oft überrannt von Herrscharen von Touristen, weshalb wir einige weniger bevölkerte Pfade erkundeten.

Aussicht von der Passstrasse in Richtung Sedona.
Die roten Sandsteinformationen bei Sedona
Devil’s Kitchen (Teufels Küche), ein natürliches Senkloch.
Unterwegs durch die rote Landschaft.

Auf zum Grand Canyon

Der Grand Canyon ist ein Ort der Superlative. Die Schlucht ist 450 km lang, durchschnittlich 16 km breit und der Colorado River hat sich über Jahrmillionen bis zu 1.8 km in die Tiefe gefressen. Die verschiedenen Gesteinsschichten bieten vor allem bei Auf- und Untergang der Sonne ein tolles Farbenspiel. Wir haben den Südrand des Canyons beim Grand Canyon Village besucht. Das Klima auf über 2’000 m Höhe war nun viel rauher, so sank das Thermometer in der Nacht auf etwa 4° C und wir mussten uns tief in unsere Schlafsäcke vergraben.

Blick über den Grand Canyon.
Am ersten Abend machten wir einen Spaziergang am Canyon entlang und konnten bereits ein tolles Farbenspiel erleben.
Einfach nur glücklich…
Im Hintergrund ist der rund 400 m höher gelegene Nordrand des Grand Canyon gut sichtbar.

Am nächsten Morgen packten wir nach dem Frühstück unsere Rucksäcke und fuhren mit dem Shuttle zum Endpunkt des Rimtrails, einem wunderschönen Wanderweg entlang der südlichen Felswand. Nach jeder Kurve bot sich ein neues Panorama und immer wieder konnten wir in der Tiefe den Colorado River erblicken.

Wir hatten sonniges Wetter, aber teilweise mit heftigen Windböen. In der Mitte des Bildes und am rechten Rand kann man in der Schlucht ein Stück Colorado River erkennen.
Die Wanderung war sehr schön und es waren verhältnismässig wenige Wanderer unterwegs.
Steile Felswände mit deutlich sichtbaren Gesteinsschichten aus verschiedenen Erdzeitaltern.
Die Eisenbahnlinie zum Grand Canyon Village wurde 1901 eröffnet und löste die Kutsche als Transportmittel ab. Die Touristenströme wurden über die Jahrzehnte immer grösser. Nach einem längeren Unterbruch wurde die Bahnlinie Ende 1980er Jahre wieder flott gemacht und wird seitdem wieder befahren.
Auf dem Weg nach Page machten wir noch einen Halt beim Desert View-Aussichtspunkt. Hier befindet sich der Desert View Watchtower, der 1932 gebaut wurde und architektonische Muster der Pueblo People aufweist.

Besuch der Navajo-Nation-Reservation

Östlich vom Grand Canyon beginnt die Navajo-Nation-Reservation, das flächen- und bevölkerungsmässig grösste Reservat für indianische Völker in den USA. Es umfasst Teile der Bundesstaaten Arizona, Utah, Colorado und New Mexico und ist fast gleich gross wie Österreich. Aktuell leben rund 170’000 Stammesangehörige des Navajo Volkes im Reservat.

Die Geschichte der Navajo ist tragisch. Das Navajo-Volk wurde 1864 von der US-Regierung aus ihrem Stammlande vertrieben und wurde von der Armee mittels eines Fussmarsches über mehr als 500 km nach Bosque Redondo in New Mexico eskortiert. Auf dem Marsch starben viele Stammesangehörige an Schwäche und Unterernährung. Ihre Dörfer wurden geplündert und abgebrannt. Im Jahr 1868 wurde von der US Regierung dann das damals noch deutlich kleinere Reservat gegründet und das Navajo-Volk konnte in seine Heimat zurückkehren. Das Volk brauchte jedoch Jahrzehnte, dieses Trauma zu überwinden. Die Navajo Nation verfügt heute über eigene Verwaltungsstrukturen und hat eine recht weitreichende Autonomie innerhalb des Staatenbundes. Nichtsdestotrotz hat die indigene Bevölkerung heute mit grossen Problemen zu kämpfen. Die Navajo leben vor allem von der Schaf- und Ziegenzucht und von Einnahmen aus dem Tourismus. Die jungen Stammesangehörigen mit guter Ausbildung wandern jedoch ab und das Stellenangebot ist rar oder mit sehr langen Arbeitswegen verbunden. So leben rund 40% der Bevölkerung unter der Armutsgrenze.

Unser nächstes Ziel war der Ort Page am Lake Powell. Wir fanden einen schönen Campingplatz in der Nähe des Sees und genossen die wieder deutlich höheren Temperaturen. Ein Höhepunkt war der Besuch des Antelope Canyon in der Navajo Nation. Dieser sogenannte Slot Canyon liegt unter der Erdoberfläche, wurde durch Wasser geformt und wird bei starken Regenfällen geflutet. Der Canyon kann mit Touren besucht werden, die von Stammesangehörigen der Navajo geführt werden.

Der unscheinbare Canyon hier beim Ausstieg.
Unterirdisch ist das Farbenspiel der durch Erosion geformten Felsen unbeschreiblich. Hier die Formation „Rocky Mountains bei Sonnenaufgang“.
In der Navajo Nation galt noch strenge Maskenpflicht. Wer für ein Foto die Maske auszog wurde geradewegs aus dem Canyon eskortiert.
Unser Guide zeigte uns die bekanntesten Formationen, hier zum Beispiel ein Bild, das von Microsoft als Bildschirmschoner für Windows benutzt wurde.
Das Seepferdchen.

Gleich bei Page lag auch der berühmte Horseshoe Bend, ein Aussichtspunkt auf den Colorado River, wo dieser eine hufeisenförmige Windung macht. Wir kämpften auf dem Weg zum Aussichtspunkt gegen den starken Wind, der viel Sand mit sich brachte, erwischten vorne an der Klippe dann aber einen relativ windstillen Moment, so dass wir die tolle Aussicht geniessen konnten.

Der Horseshoe Bend des Colorado River.
Als es kurz windstill war, konnten wir auch richtig die Aussicht geniessen.

Einen weiteren Halt legten wir bei der Glen-Canyon-Staumauer ein, die den Colorado River zum Lake Powell staut. Der Stausee ist rund 300 km lang und ausgehend vom Stauinhalt der zweitgrösste Stausee der USA. Die anhaltende Dürre im Südwesten der USA hat sich auch stark auf den See ausgewirkt, so ist im Mai 2022 das Speichervolumen auf unter einen Viertel seiner Kapazität gefallen. Wir konnten den tiefen Wasserstand selbst sehen und versuchten auch vergeblich zu Fuss das Ufer zu erreichen, da alle Zugänge auf höhere Wasserstände ausgerichtet waren.

Die 178 m hohe Glen-Canyon-Staumauer.
Ein Seitenarm vom Lake Powell, man kann sich den überfluteten Canyon gut vorstellen.

Monument Valley

Weiter im Osten besuchten wir den Monument Valley Navajo Tribal Park mit den bekannten Felsformationen, die für etliche Western-Filme als Kulisse dienten. Dieser Park liegt mitten in der Navajo-Nation-Reservation und wird somit auch von den Navajo verwaltet. Wir machten gegen Abend eine Wanderung um einen Felsformation und genossen die Ruhe, denn die meisten Besucher fuhren mit dem Auto einen Parcours ab.

West und East Mitten.
Unterwegs auf dem Wildcat Trail.
Der East Mitten.
Ab durch’s Monument Valley.

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Der Norden von Arizona hat uns unglaublich gut gefallen. Die roten Felsformationen und tiefen Canyons in allen Variationen sind für uns Mitteleuropäer einfach besonders spektakulär, vom Grand Canyon ganz zu schweigen. Wir freuen uns schon auf die nächsten Nationalparks in Colorado und Utah.

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