Der Mann, den kein Hunger plagt, sagt über die Kokosnuss, sie habe eine harte Schale.
Sprichwort aus Äthiopien
Rund um die Insel Lombok wartete eine spektakuläre Unterwasserwelt auf uns. Wir verbrachten einige Tage auf Mini-Inseln mit Traumstränden und schnorchelten was das Zeug hält. Im Bergdorf Tetebatu, neben dem 3’700 m hohen Vulkan Rinjani im Landesinneren, konnten wir mehr über das Leben und die Landwirtschaft lernen und als Bonus selbst Kokosöl herstellen.
Bali und Lombok werden durch die 45 km breite Lombok-Strasse getrennt. Die Meeresenge hat überraschend starke Strömungen und hat auch an ruhigen Tagen sehr starken Seegang. Hier fliesst nämlich der grosse Indonesische Durchfluss durch seine engste Stelle. Der Durchfluss bringt Pazifikwasser durch das Australmittelmeer (rund um Philippinen und Indonesien) zum Indischen Ozean, der südlich von Lombok und ganz Indonesien liegt. Die Fahrt mit dem Schnellboot verlief problemlos und wir erreichten nach etwa eindreiviertel Stunden Gili Air.
Fische und Korallen ohne Ende
Direkt vor Lomboks Küste liegen die „bekannten“ Gilis. Damit sind drei kleine Inseln Trawangan, Meno und Air gemeint, die touristisch sehr gut erschlossen sind. Die Bezeichnung „Gili-Inseln“ ist falsch, da „Gili“ an sich schon „kleine Insel“ in der Lokalsprache Sasak heisst. Wir legten auf Gili Air an, was Wasser bedeutet, da es die einzige Insel mit Frischwasser ist.
Die Inseln haben keinen motorisierten Verkehr, was eine willkommene Entspannung von den omnipräsenten Rollern auf Bali war. Hier läuft alles über Elektroscooter, Fahrräder und Mini-Kutschen. Die Insel ist auch so klein, dass sie gut in 1.5 Stunden komplett umrundet werden kann.
Grosse Hotels findet man hier nicht, es sind kleinere Anlagen, fast immer mit ein paar Bungalows und einem Pool. Wir hatten zwar keinen Bungalow am Strand, aber konnten die Liegestühle und das Restaurant im Schwesterbetrieb mitnutzen. Und was für ein Strand das war: türkisblaues Wasser und weisser Sand. Zum Schnorcheln musste man auch einfach rein ins Wasser und fand sich zwischen Korallen und Fischen wieder.
Wir verbrachten fünf Nächte hier (ein Rekord für uns), einerseits weil es wirklich gemütlich und traumhaft schön war, aber auch weil zuerst Tom und dann David kränklich waren und das hier besser auszuhalten war. An einem Tag buchten wir auch eine Schnorcheltour, die uns zu Plätzen rund um die drei Inseln brachte. Die Sicht war super und wir konnten Unterwasserstatuen, Schildkröten und natürliche Fische und Korallen en masse beobachten. Ein grossartiges Erlebnis. Tom ging dann auch einmal tauchen (David verzichtete wegen Krankheit), aber das Schnorcheln war fast beeindruckender.
Am Fusse des Vulkans
Danach fuhren wir in das Dorf Tetebatu auf Lombok. Es liegt ca. 15 km vom Vulkan Rinjani entfernt, der mit 3’726 m der zweithöchste Berg Indonesiens ist. Das kleine Dorf wird langsam von Touristen entdeckt, auch die Einheimischen haben den Wert erkannt. Zum Beispiel liegt hier fast kein Abfall herum, im Gegensatz zu überall sonst. Auch haben sie Strassen begrünt und in Art Pflanzenalleen verwandelt.
Wir haben bei Roni übernachtet, der einen kleinen Homestay mit zwei Zimmern betreibt. Eigentlich ist die Unterkunft teil der Landwirtschaft, die Ronis erweiterte Familie gemeinsam unterhält. So spazierten wir auch durch ein Labyrinth an kleinen Häusern, um zu unserem Zimmer zu gelangen.
Auch ein Teil der Familie ist in die Gästebetreuung eingebunden. Die Cousine hat gekocht und die Tante ist gekommen für Vorführungen. So haben wir Kokosöl gemacht: Zuerst wird die (ältere) Kokosnuss aufgehackt, dann mit der Machete geschält und der Kokossaft abgelassen. Dann werden die Kokosstücke gerieben, mit heissem Wasser aufgegossen und mehrmals ausgedrückt. Das ganze kocht man anschliessend auf und schöpft dann die fette Kokosmilch ab.
Zum Schluss wird ein Feuer gemacht und die Kokosmilch lange unter ständigem Rühren aufgekocht. Irgendwann scheidet sich das Öl und die Kokosreste werden dann im Öl frittiert. Wenn die Kokosreste schön braun sind, werden sie abgeschöpft und übrig bleibt das Öl, ca. 60 ml aus einer Kokosnuss. Die Kokosreste konnten wir dann essen, eine Delikatesse, etwas süsslich, nussig – herrlich.
Roni unternahm mit uns auch eine Wanderung durch die Gegend. Wir liefen mitten durch Reisfelder und konnten Muskat, Vanille, Mais, Kaffee, Cashews und andere landwirtschaftliche Produkte begutachten. Stopps bei einem Wasserfall und einer Gewürzverkäuferin durften auch nicht fehlen. Wir erfuhren viel über das Leben hier, die Landwirtschaft und einiges mehr.
Am Abend konnten wir auch mithelfen, die von uns bestellten Gerichte zu kochen:
Die südlichen Strände
Auf unserem Weg in den Süden machten wir einen kurzen Zwischenstopp im Dorf Sade, dass noch ganz traditionell erhalten ist und auch bewohnt wird, aber komplett auf Touristen ausgelegt ist. Die Bewohner lebten und leben vor allem von Landwirtschaft und Sarongweberei. Die Mädchen werden schon früh verheiratet und müssen dann das Weben lernen.
Dann wandten wir uns wieder den Stränden zu. Wir erkundeten die zahlreichen Buchten zwischen Kuta und Selong Belanak mit dem Roller. Teils wirklich schöne Strände mit türkisem Wasser und eingebettet in eine Hügellandschaft. Wie in Bali sind hier auch wieder im Süden ideale Surfbedingungen mit Wellen vom Indischen Ozean und einer entsprechenden Klientel.
Wir haben zum Glück nicht in Kuta selbst übernachtet, der Ort hat zwar ein paar nette Restaurants zu bieten, aber sonst wenig Charme. Ausserdem werden hier die Kinder (vor allem Mädchen) durch die Strassen und Restaurants geschickt um Bändchen zu verkaufen. In unseren zwei Stunden im Restaurant kamen sicher 15 Kinder zu uns, um uns Bändchen zu verkaufen.
Die „geheimen“ Gilis
Zum Schluss zog es uns nochmals auf eine kleine Insel, nämlich Gili Gede. Im Südwesten von Lombok nur 500m vom Festland entfernt, konnten wir hier wirklich die Ruhe geniessen. Die Insel besteht nur aus Minisiedlungen und ist touristisch nicht wirklich erschlossen. Erst seit 4 Jahren gibt es Strom und unsere Unterkunft bekommt das Frischwasser immer noch per Boot, da der Druck in den neuen Wasserleitungen nicht hoch genug ist und es auf der Insel kein Süsswasser gibt. Die sehr nette Besitzerin Marie hat erklärt, dass sie mehr für Wasser als für Strom bezahlt.
Wir hatten hier einen tollen Bungalow am Strand und verbrachten unsere Zeit mit Sonnen, Schnorcheln, Massage und Essen – ein Traum. Wir konnten direkt vom Strand weg starten und sahen tolle Korallen und Fische. Bei einer Schnorcheltour mit dem Boot entdeckten wir noch weitere wunderbare Unterwasserwelten.
Das Müllproblem
Von Marie erfuhren wir etwas mehr über das Land und wie es ist, hier ein Geschäft aufzubauen. Auch über das Müllproblem haben wir hier wieder mehr gelernt. Schon in Bali fiel uns auf, dass extrem viel Abfall herumliegt und -schwimmt. Es sind vor allem Verpackungen und Flaschen aus Plastik. Dieses Problem begleitet uns leider etwas auf unserer Reise durch weniger entwickelte Länder, aber so schlimm wie hier sahen wir das selten. Es gibt auf den Inseln keine richtige Abfallentsorgung, weder fachgerechte Deponien noch eine zentrale Müllverbrennung. Weiter ist ein Grossteil der Bevölkerung zu wenig auf das Problem sensibilisiert, Abfall wird einfach weggeworfen, egal ob vor dem Haus oder in der freien Natur. Dadurch landet extrem viel Müll (wie auch Abwasser) im Meer und wir haben von richtigen Müllteppichen gehört, aber zum Glück nicht selbst erlebt.
Es gibt zwar (private) Initiativen, das Problem auf den Inseln anzugehen, aber es fehlt die staatliche Unterstützung. So ist Marie sogar angehalten, ihren Müll selbst zu verbrennen. Auf unserem Spaziergang auf Gili Gede war es auch wieder ganz schlimm, alleine 10 Paar alte Flip-Flop fanden sich auf den ersten 300 Metern.
Trotz allem haben wir unsere Zeit auf Lombok und Umgebung mit den paradiesischen Stränden und Unterwasserwelt sehr genossen, auch als kleine Ferien vom Reisen.
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wunderschön! Das mit dem Müll finde ich etwas erschreckend.
Juhui, Gili Air. 🙂 Da haben wir im Anschluss an Bali auch eine knappe Woche verbracht und das Tauch Brevet gemacht. Traumhaft. Obwohl Tauchen gar nicht zwingend ist, da man beim Schnorcheln genügend fantastisches sieht. Damals gab es noch keine Scooter, wirklich nur Velos und Pferdekutschen. Absolut entspannend. Denke in den 14 Jahren hat sich sicher schon einiges verändert. Aber wie es scheint ist es immer noch absolut zum „Runterfahren“. Das geheime Gili Gede gluschtet enorm 😉 Viel Spass weiterhin.
Wunderschön!!!! Bin so neidisch …nur auf das Kokosraspeln nicht 😉
So weiß man die gute Kokosmilch gleich viel mehr zu schätzen…
Coole Schnorchelgänge echt schön
Viele Bussis
Einmal mehr ein faszinierender Bericht mit ganz tollen Erlebnissen und tollen Fotos. Die Unterwasserstatuen sind etwas ganz besonderes und sehr beeindruckendes. Der Kontakt zu den Bewohnern mit Kochen finde ich sehr schön und ist auch sehr lehrreich und sehr aussagekräftig über ihre Lebensgewohnheiten und die meist sehr einfache Ernährung aus selbst angepflanzten Gemüsen und Früchten. Das Kochen auf die einfachste Art auf offenem Feuer und erst noch am Boden scheint mir eine sehr mühsame Arbeit, ist aber ein Wunder das es dies überhaupt noch gibt.
Auch auf den weiteren Reisen alles Gute ohne unschöne Begebenheiten. liebe Grüsse Peter