Big Sur: Cruising Highway 1

It always makes me proud to love the world somehow – hate’s so easy compared.

Jack Kerouac aus dem Buch „Big Sur“

Zurück zur kalifornischen Küste: Wir fuhren entlang kurviger Strassen, tiefblauem Meer und beeindruckenden Steilküsten in Big Sur am Highway 1 zwischen Los Angeles und San Francisco. Vorher entdeckten wir noch das einladende Städtchen Santa Barbara mit dem umliegenden Weinland und nachher das Hippie-Surfer-Mekka Santa Cruz.

Malibu (ohne Rettungsschwimmer)

Von Las Vegas durch die Wüste kommend, liessen wir Los Angeles links liegen und fuhren direkt an den Leo Carrillo State Beach neben Malibu. Nordwestlich von L.A. gelegen, beginnt in Malibu die steilere Küste mit gebirgigem Hinterland.

Von Malibu selbst sahen wir wenig, wir genossen stattdessen die Sonne am Zuma Beach.

Santa Barbara und der Wein

Santa Barbara ist wie fast alle Städte hier eine alte Missionsstadt. Von den Spaniern gegründet, ist hier noch etwas mehr vom spanischen und mexikanischen Erbe zu sehen. Die ganze Innenstadt ist noch heute in spanischkolonialen Stil gehalten, was Santa Barbara einen gewissen Charme verleiht. Wir spazierten in einer (für amerikanische Verhältnisse) sehr langen Fussgängerzone mit vielen Restaurants, die aber dann abrupt vom achtspurigen Freeway vom Strandzugang abgeschnitten wird.

Das Gerichtsgebäude von Santa Barbara ist wirklich speziell, innen und aussen in ganz eigenem Stil mit viel Holz. Oben kann man von Turm auch über die Stadt schauen.

Von Santa Barbara ostwärts verläuft das Santa Barbara Wine Country. Es ist das längste Tal mit Ost-West-Ausrichtung an der ganzen Pazifikküste und bietet einzigartige klimatische Voraussetzungen für den Weinbau. Im Unterschied zu anderen kalifornischen Weinregionen ist es durch kühle Luft und den Nebel, der vom Pazifik kommt und wegen der Ausrichtung nicht durch Berge zurückgehalten wird, deutlich weniger warm. Hier werden deswegen „kalte“ Weine angebaut, Chardonnay und Pinot Noir dominieren. Die schiefe Ausrichtung des Tals gibt auch dem Oscar-Gewinner-Film „Sideways“, der von einer Weinreise in die Region handelt, seinen Namen.

Unsere Weintour führte uns ins Santa-Ynes-Tal. Öffentlicher Verkehr ist hier nicht gross geschrieben, deswegen reisten auch wir mit dem Auto an. Auch vor Ort ist alles aufs Auto ausgelegt, keine Wanderwege zwischen den Winzern oder Weinbusse. Wir entschieden uns für zwei (jeweils geteilte) Degustationen mit kleiner selbst gesuchter Wanderung dazwischen.

Das Santa-Ynes-Tal.
Spaziergang durch die Weinberge und die sonst trockene Landschaft.

Die erste Verkostung im „Firestone Vineyard“ war eine teure Massenabfertigung mit sehr kleinen Probierschlückchen. Die Zweite bei „Koehler Wines“ war familiärer und rustikaler, und uns schmeckte der Wein wirklich gut. Bei Ab-Hof-Preisen von 45 US-Doller aufwärts für eine Flasche nahmen wir dann trotzdem keinen Wein mit. Da neben Wein kein Essen geboten wurde, schauten wir ganz neidisch auf die amerikanische Familie am Nebentisch, die selbst ein tolles kaltes Buffet mit viel Käseauswahl dabei hatte. Und tatsächlich kamen wir ins Gespräch und konnten etwas mitessen.

Bei der Koehler Winery.

Ein Touristenmagnet im Tal ist der Ort Solvang (dänisch für „sonniges Feld“). Von dänischen Auswanderern 1911 gegründet, wurden hier nach dem Zweiten Weltkrieg viele Häuser im „dänischen“ Stil hergerichtet, meistens einfach oberflächlich. Heute ist es ein kleinen Disneyland mit vielen Läden, Bäckereien und Restaurants. Wir gönnten uns auch etwas Süsses, leider sahen die Zimtschnecken nirgends so gut aus wie in Kopenhagen.

Klein-Dänemark in Solvang.

Staubtrocken

Während unseres Aufenthalts in Santa Barbara wurde uns nochmals die extreme Trockenheit und der Regenmangel des ganzen Südwestens der USA bewusst. Unser Campingplatz am toll gelegenen Lake Cachuma bestand nicht wie auf den Bildern aus saftigen Wiesen sondern nur staubiger Erde. Auch die ganze Weinregion war komplett gelb von vertrocknetem Gras, nur die bewässerten Weinreben waren grün.

Trotz Trockenheit schmeckte der Salat und Vegiwürstl mit Ausblick auf den See.

Die ganze Region hat schon jahrelang zu wenig Niederschlag und überall wird zum Wassersparen aufgerufen. Da Kaliforninen aber auch die Hälfte des amerikanischen Gemüse und Obsts produziert, werden nur schon von der Landwirtschaft Unmengen an Wasser verbraucht. Dazu kommen mehrere riesige Ballungsräume und die nicht gerade für Sparsamkeit bekannten Amerikaner.

Das Wassersparen nimmt teils aber seltsame Züge an. So sind in allen State Parks (vom Bundesstaat Kalifornien betriebene Parks, wo wir oft übernachteten) die Duschen als Massnahme zum Wassersparen kostenpflichtig. In jedem Park funktioniert es jedoch etwas anders, einmal mit Münzen, einmal mit Token, aber immer wieder mit Problemen. Es kommt gar kein Wasser nach Münzeinwurf, kein heisses Wasser, es gibt nirgends eine Maschine zum Token-Wechsel. etc. Nebendran können aber die grösseren Wohnmobile auf etwas teureren Stellplätzen unlimitiert Wasser aus dem eigenen Anschluss zapfen.

San Simeon

Am südlichen Ende von Big Sur liegen mit San Simeon und der kleinen Stadt Cambria die letzten grösseren Ortschaften. Dort verbrachten wir zwei Nächte im State Park.

Der Strand von San Simeon beim Sonnenuntergang.

Hier ist auch ein Strand, wo eine riesige Kolonie von See-Elefanten, einer Robbenart, lebt. Eigentlich glaubte man schon, die Tiere seien praktisch ausgestorben, aber seit den 90er-Jahren haben sie sich hier angesiedelt.

Spiel-Kämpfen der jungen Bullen.
Am Faulenzen. Man beachte den riesigen See-Elefanten in der Mitte mit der typischen Nase.

„Die schönste Strasse der Welt“

Amerikaner sind ja nicht zurückhaltend mit Superlativen, so wird auch die Küstenregion Big Sur schnell mal als schönste Küste der Welt bezeichnet. So weit gehen wir nicht, aber der Abschnitt zwischen San Simeon und Carmel ist mehr als beeindruckend. Hier steigt das San Lucia Gebirge stark an und hat eine eindrucksvolle Steilküste geschaffen.

Das tiefblaue und manchmal fast türkise Wasser entlang der Küste.

1937 wurde eine Strasse durch die abgelegene Region gebaut und so können heute sehr einfach über 7 Millionen Menschen pro Jahr die Region mit dem Auto besuchen. Die Strasse gehört heute zum Highway No. 1 und ist einer der bekanntesten „Scenic Drives“ (Panoramastrecken) überhaupt.

Wir hatten etwas Pech bzw. nicht richtig geplant und waren gerade am Memorial Weekend in der Gegend. Das verlängerte Wochenende gedenkt der gefallenen Soldaten und markiert auch den Beginn des Sommers. Entsprechend voll war alles, was hier noch schlimmer ist, da es sehr wenig Infrastruktur für die vielen Touristen gibt.
Die Fahrt entlang der Küste war aber wahrlich ein Erlebnis. An einem Aussichtspunkt nach dem anderen konnten wir Berge, Buchten, Wellen und türkisblaues Wasser beobachten.

Der McWay-Fall ist einer von nur zwei Wasserfällen, der direkt in den Ozean mündet.
Und noch ein Selfie mit dem Wasserfall.

Im Big Sur findet man auch die Küsten-Redwoods (bei uns auch Mammutbäume), die grössten Bäume der Erde, die über 100 m hoch werden können. Hier kommen sie nur in einem schmalen (kühleren) Abschnitt entlang der Küste vor, weiter nördlich sind sie noch verbreiteter und grösser. Wir wanderten entlang eines Baches und waren unverhofft auf einmal mitten in einem riesigen Redwood-Wald. Aber auch wenn es immer bergauf ging, höher als die Bäume kamen wir nicht.

Die riesigen Bäumen im Grössenvergleich.
Der Baum hat nicht auf ein Foto gepasst.
Morgenstimmung im Pfeiffer State Park.

Unsere mobile Campingküche nutzten wir auch voll aus: Ein Abendessen mit toller Kulisse oder ein Frühstück mit traumhafter Aussicht auf die Bixby Brücke gönnten wir uns.

Die bekannte Bixby Brücke.
Frühstück mit Ausblick auf die Bixby Brücke und die tolle Steilküste.

Zum Abschluss der Route am Highway 1 wanderten wir noch der Küste entlang im Point Lobos State Park an der Monterey Bay. Die wunderschön zerklüftete Küste bot glasklares Wasser, Seelöwen und eine alte Walfangstation.

Spaziergang entlang der Küste im Point Lobos State Park.
Alter Tauchanzug, der zum Sammeln der Abalone-Muscheln verwendet wurde, ausgestellt in der alten Walfangstation.

Nicht ganz Sommer

Der letzte Stopp an der Küste war Santa Cruz, das angeblich das bessere Klima hat und wärmer ist. Seit wir wieder an der Küste waren, hatten wir eigentlich nie schlechtes Wetter, aber das Thermometer klettere selten über 20 Grad und fiel in der Nacht deutlich. Der Wind gab auch immer wieder mal Gas – so hatten wir uns Sunny California nicht ganz vorgestellt.

Ganz zum Baden war es dann auch in Santa Cruz nicht, das Wasser hat hier auch nur etwa 12 Grad. Die Stadt und die Umgebung hat aber schöne Strände und Promenaden zu bieten. Der Vorort Capitola, zum Beispiel, war wirklich herzig mit vielen kleinen Läden und schönem Strand. Santa Cruz selbst hat einen langen Boardwalk mit einem grossen, über 100 Jahre alten Vergnügungspark.

Eine Sesselbahn entlang des Boardwalks.
Nette Häuser in Santa Cruz, die an San Francisco erinnern.

Surfer tummeln sich an allen Stränden, hier wurde auch der Neoprenanzug (apropos Wassertemperatur) von Jack O’Neill erfunden.

Ein Wellenreiter.

Was zischt da so?

Unsere mechanischen Fähigkeiten konnten wir auch unter Beweis stellen. Auf dem Weg zum Campingplatz wich Tom einer grossen Metallplatte aus, die mitten auf der Strasse lag. Wir fingen uns aber trotzdem einen Metallspliter im Reifen ein und konnten dem Reifen langsam beim Luftverlieren zuhören und zuschauen. Gerade an der Stelle war auch der Handyempfang miserabel und wir mussten immer zum Telefonieren oder für Internet einen kleinen Hügel rauf.

Der platte Reifen mit dem grossen Metallsplitter drin.

Eigentlich wollte unser Vermieter Hilfe vorbeischicken, aber nach 1.5 Stunden warten fragten wir nochmals nach und da hiess es, es komme doch niemand, wir sollen doch selbst wechseln. Wegen der Grösse des Autos und der Unebenheit des Bodens wollten wir das zu Beginn eigentlich nicht. Nach ein paar Anleitungen lesen ging es dann überraschend gut und wir konnten problemlos mit dem Ersatzrad weiterfahren. Am nächsten Tag fanden wir eine Werkstatt, die den kaputten Reifen ruckzuck ersetzte, und wir konnten unseren Weg wieder weg von der Küste in den Sequoia- und Yosemite-Nationalpark fortsetzen.

Am Radwechseln.
Geschafft…

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