I don’t need an inspirational quote. I need coffee.
Nach einigen Tagen am Strand hatten wir genug vom guten Wetter und sind weiter nach Boquete in den Bergen. Die Reise führte uns wieder entlang der Interamericana bis David. Nach meinem Namensvetter, dem biblischen König David, benannt, war die drittgrösste Stadt Panamas für uns nur Umsteigeknoten. Etwas weiter der Interamericana entlang wären wir dann schon in Costa Rica gestanden.
Mit 1’200m über Meer hat Boquete deutlich angenehmeres, kühleres Klima. Die Stadt ist deshalb auch sehr beliebt bei Auswanderern (Amerikaner, Kanadier, etc.), die fast 14% der Bevölkerung stellen. Bei Touristen ist sie vor allem als Ausgangspunkt für Wanderungen, Touren und andere Outdoor-Aktivitäten gefragt. Unter anderem kann man von Boquete aus den ruhenden Vulkan Barú besteigen (3’475 m und damit höchster Berg Panamas), von dessen Gipfel man beide Ozeane, Atlantik und Pazifik, gleichzeitig sehen kann, was einzigartig ist.
Am ersten Tag verschafften wir uns einmal einen Überblick über das Angebot und entschieden uns dann für zwei Wanderungen und eine Kaffee-Tour. Bei Rafting war uns die angebotene Flusstour zu wenig aufregend für den Preis und Canopy/Zip-Line fiel den zeitlichen Beschränkungen zum Opfer.
Übers Wetter und Essen reden
Gleich am ersten Abend merkten wir das kühlere und wie eingangs geschrieben etwas schlechtere Wetter. Endlich konnten wir Jeans und Pulli am Abend einsetzen! Es war die vier Tage, die wir dort waren, sehr windig und nieselte immer wieder mal ganz fein, was in Kombination weniger angenehm war.
Durch die touristische Infrastruktur gab es natürlich auch eine schöne Auswahl an abwechslungsreichen Restaurants, wovon wir gerne Gebrauch machten an den vier Abenden: Fisch, Mexikanisch, Japanisch und Italienisch. Ums Frühstück kümmerten wir uns selbst: meistens Joghurt oder Quark/Topfen mit Granola und frischen Früchten. Besonders die Papayas haben es uns hier angetan, da sie so weich, saftig, aber nicht zu süss waren.
Kaffee, Kaffee, Kaffee
Eines der ersten grossen Highlights war die Kaffee-Tour in der Finca Dos Jefes, auch für den Nicht-Kaffee-Trinker David. Gemeinsam mit einer sehr diversen Gruppe (acht deutschsprachige und zwei Franzosen) tauchten wir in die Welt der Kaffeeherstellung ein. Vorab zum Verständnis: der Betrieb, den wir besuchten, arbeitet biologisch und mit sehr zeit- und arbeitsintensiven Methoden, was in keiner Weise die Massen-Kaffeeproduktion widerspiegelt.
Die Finca stellt mit „Cafés de la Luna“ auch eine eigene Kaffeemarke her. Die meisten Kaffeebauern verkaufen die Kaffeebeeren nach der Ernte unverarbeitet an einen grossen Kaffeehersteller, da sie nicht über die Geräte zur Weiterverarbeitung verfügen. Kaffee kann nur in Regionen mit Regen- und Trockenzeit angebaut werden, gute Qualitäten des Arabica-Kaffees benötigen zusätzlich eine Höhenlage von 600 – 1’200 m. ü. M., weshalb um Boquete ein ideales Anbaugebiet ist.
Die süssen Kaffeekirschen wachsen auf Stauden und werden von Hand einzeln geerntet, wenn sie ganz dunkelrot und reif sind. Dies ist eine anstrengende Arbeit, die sehr schlecht bezahlt ist.
Nach dem Pflücken werden die Kirschen auf afrikanischen Beeten zum Sonnentrocknen aufgelegt, bis sie rosinenartig sind und nur mehr 11% Feuchtigkeit besitzen.
Mit einer Maschine werden dann die (meistens) zwei Kaffeebohnen pro Kirsche herausgeholt. Die Reste der Frucht können seit einiger Zeit als Tee weiterverkauft werden (besonders an Hipster-Kaffees in Europa oder in der USA, die horrende Preise dafür zahlen und verlangen). In der Massenproduktion werden die Bohnen statt mittels Trocknung mit Wasserdruck aus der Kirsche geholt, was wegen des hohen Wasserverbrauchs wie auch des Ableitens der Fruchtabfälle in Flüsse problematisch ist.
Dann lagern die Bohnen 3-12 Monate in Jutesäcken, bis sie dann geröstet werden.
Die Röstung ist eine eigene Wissenschaft. Spezialitäten-Sorten werden nur leicht bis mittel geröstet, damit ihr Eigengeschmack besser erhalten bleibt. Die starke bis sehr starke Röstung entspricht dem, was wir von Kaffee gewohnt sind, was aber viel vom eigentlichen Kaffeegeschmack „wegbrennt“. Vor allem Kaffeeriesen wie Starbucks wenden besonders starke Kaffeeröstung an, damit der Kaffee gemäss unserer Kaffee-Expertin überall gleich (bitter und verbrannt) schmeckt, um dann mit Zucker und Zusatzgeschmäckern überdeckt zu werden.
Auf dieser kleinen Kaffeeplantage werden sieben Sorten angebaut, darunter auch der von Kaffeebewertern gehypte Geisha-Kaffee, der teilweise für über 4000 Euro pro Kilo verkauft wird. Nicht von diesem Betrieb, sondern anderen Betrieben in Boquete, die eine ganz spezielle Kombination aus Höhe, Bodenbeschaffenheit und Sonne aufweisen.
Dann kam die Verkostung, wo David nach all den spannenden Erzählungen und der speziellen Verarbeitung sicher war, den Kaffee zu mögen – leider nein. Wir probierten Geisha in leichter Röstung, Pacamara in mittlerer Röstung und die Hausmischung in mittlerer und starker Röstung. Im ersten Moment schmeckt die starke Röstung am besten, weil es unserem gewohnten Kaffee entspricht. Die anderen Kaffees gehen etwas stärker in Richtung Tee, sind schwarz getrunken geschmacklich komplexer und weisen weniger Röstaromen auf.
Wie man an dem langen Text merkt, wir waren sehr angetan von der Tour und Tom hinterfragte auch etwas seinen eigenen Kaffeekonsum. Hier wird der „Direct Trade“ beworben, was bedeutet Kaffee zu kaufen, der nachverfolgbar direkt von einer Plantage kommt, wo auch der Grossteil der Wertschöpfung von Anbau und Verarbeitung stattfindet, ohne das Grosskonzerne und Zwischenhändler dazwischen geschaltet sind und oft auch bessere Arbeitsbedingungen für die Kaffeepflücker herrschen.
Die drei vergessenen Wasserfälle
Unsere erste Wanderung führte uns zu den drei oder zu den vergessenen Wasserfällen (Las 3 Cascadas auf Spanisch oder The Lost Waterfalls auf Englisch). Nach kurzer Taxifahrt begann der Aufstieg. Da es immer wieder regnet, war der Weg auch entsprechend schlammig, aber zum Glück gut befestigt. Die Wanderung war recht steil, da man in eher kurzer Zeit an drei hohen Wasserfällen vorbeikommt. Bis zum dritten Wasserfall hatten wir schönes Wetter und konnten ein paar schöne Aufnahmen machen.
Der Rückweg fiel buchstäblich in Wasser. Am Anfang dachten wir noch, der Niesel wäre Gist vom Wasserfall, aber bald packten wir unsere Regenjacken aus und unsere Rucksäcke in Regenschutz ein. Trotz allem ein eindrucksvolle Wanderung.
Die Wanderung mit dunkler Geschichte
Am vierten Tag haben wir uns für den El-Pianista-Trail entschieden, der in den Nebelwald (cloud forest) hinein auf fast 2’000m führt. Auf diesem Weg sind 2014 zwei junge Niederländerinnen verschwunden und es ist bist heute ungeklärt, ob es sich um einen Unfall oder ein Verbrechen handelte. Im Internet findet man (bzw. David) dazu leider viel Spekulationen, so dass man glaubt, dort am Weg wartet alles Böse auf einen.
Mit einer guten Wander-App ausgestattet, damit wir sicher den richtigen Weg nehmen, sind wir zum Glück trotzdem los. Ungeachtet dessen, sind wir zwei mal für kurze Zeit falsch gegangen. Der Weg führte zuerst durch Weideland und dann wirklich durch tiefen Wald, alles grün und immer mehr Nebel, je näher wir dem höchsten Punkt kamen. Aussicht hatten wir dann wegen den Wolken keine, aber eine wunderbar mystische Stimmung.
Zuhause angekommen wollten wir dann eine richtige Avocado geniessen. Schon länger hatten wir darüber geredet, selbst eine zu verarbeiten, da uns an den Märkten oft die Riesenavocados anlachten. Leider war da Ergebnis enttäuschend, da wir eine nicht ganz reife Frucht erwischten und durch die Vorfreude die Erwartungen auch entsprechend hoch waren. Auch das Toastbrot (richtiges Brot ist hier eigentlich gar nicht zu finden, maximal Varianten von trockenem, weichem Weissbrot) machte durch seinen süsslichen Geschmack keine Freude.
Der (gehobenere) Italiener am Abend machte das aber wieder wett. Ein Glas Rotwein, Trüffelrisotto mit Rindsbackerl und Schweinskotelett haben uns Gaumenfreuden bereitet, aber das Essensbudget etwas belastet.
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Nach vier erlebnisreichen Tagen in Boquete führt uns die nächste Station wieder ans Meer zu traumhafen Stränden…
Das Regenbogenbild ist wunderschön. Spannender Bericht über die Kaffeeplantage, habe noch nie von Kaffeetee gehört. Wir freuen uns auf den nächsten Bericht.
Lieber Thomas, lieber David
Ich würde ebenfalls gerne der nasskalten Jahreszeit entfliehen, aber jemand muss ja hier noch die Stellung halten. Herzlichen Dank für die tollen Berichte, welche ich weiterhin gerne lesen werde.
Schöne Grüsse aus Zürich
Lajos
Lieber Lajos
Vielen Dank für deine Nachricht! Wir hoffen, dass du dann der Kälte auch noch entfliehen kannst!
Alles Gute und liebe Grüsse nach Zürich