Tango und viel Italianità in Buenos Aires

Tango ist die erlaubte Umarmung mit einem Unbekannten.

Mundo Burgos

Buenos Aires hat uns sofort gepackt und die Tage vergingen wie im Flug. Es gab so viel zu entdecken: Die stolzen Avenidas mit den repräsentativen Bauten in der Innenstadt, eine unvergessliche Tangoshow in einer Milonga oder auch die Spaziergänge durch die von Bäumen gesäumten Strassen Palermos.

Die Statue von Manuel Belgrano auf der Plaza de Mayo.

Wir erreichten Argentinien nach einem Zwischenstopp in São Paulo. Alleine der Flug über das gesamte Amazonasbecken von Bogotá nach São Paulo dauerte sechs Stunden, der Weiterflug nach Buenos Aires dann noch einmal zwei Stunden. Argentinien ist mit einer Fläche von rund 2.8 Mio. km² der achtgrösste Staat der Erde und fast 70 mal grösser als die Schweiz. Somit ist auch klar, dass wir nur einen Bruchteil dieses Landes erkunden werden können.

Der Ballungsraum Buenos Aires hat heute über 15 Mio. Einwohner, was rund einem Drittel der Einwohner Argentiniens entspricht. Die Stadt wurde im Laufe des 19. Jahrhunderts dank dem Handel mit landwirtschaftlichen Produkten sehr reich und damit auch ein wichtiges Einwanderungsziel, vor allem für Immigranten aus Italien und Spanien. Der Einfluss dieser Nationen ist noch heute allgegenwärtig. Einerseits gibt es viele Ortsnamen wie jener des Quartiers Palermo, die daran erinnern, andererseits natürlich auch die Kultur. Im Restaurant gibt es Aperitivo (z.B. Negroni, was wir natürlich schätzen, immer mit kleinen Häppchen), Pizza, Pasta und natürlich auch sehr guten Wein, der nicht sparsam ausgeschenkt wird.

Ein gutes Glas Malbec darf hier nicht fehlen.

Der Name Buenos Aires (Gute Lüfte) ist heute leider nicht mehr zutreffend, da auch diese Grossstadt unter schlechter Luftqualität leidet. Der ursprüngliche Name war „Puerto de Nuestra Señora Santa María del Buen Ayre“ (Hafen unserer Heiligen Santa Maria der guten Lüfte). Es wird vermutet, dass die Spanier für Buenos Aires diesen Namen wählten, da es für aus dem Norden kommende Schiffe der erste Hafen war, wo es keine Malaria (Schlechte Luft) mehr gab.

Die Plaza de Mayo und die Innenstadt

Die Plaza de Mayo ist das Herz und auch das politische Machtzentrum von Buenos Aires. An diesem schönen Platz liegt die Casa Rosada, der Sitz des argentinischen Präsidenten. Das Gebäude wurde Ende der Vierziger Jahre bekannt, als Evita Perón, die beliebte First Lady von Argentinien, vom Balkon aus ihre Reden an das argentinische Volk hielt. Auf diesem Platz finden auch viele politische Demonstrationen statt. Während der schrecklichen Militärdiktatur von 1976 bis 1983 haben hier die „Madres de Plaza de Mayo“ (Mütter des Platzes der Mairevolution) dafür gekämpft, dass sie Informationen über den Verbleib ihrer verschwundenen Kinder erhalten. Erst viel später wurde klar, dass das Militär jegliche Opponenten in Geheimgefängnisse brachte und die meisten davon umbrachte. Zum Gedenken an diese Mütter sind in den Boden des Platzes in einem Kreis Kopftücher eingearbeitet.

Die Casa Rosada an der Plaza de Mayo. Dies ist der Regierungssitz des argentinischen Präsidenten.

Von der Plaza de Mayo führt die wunderschöne Avenida de Mayo bis zum Kongress, wo die beiden Parlamentskammern tagen. Die Strasse ist gesäumt von prächtigen Wohn- und Bürohäusern, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts gebaut wurden. Die reichen Familien wollten sich jeweils betreffend Oppulenz und Grösse der Häuser überbieten und heuerten manchmal auch bekannte europäische Architekten an. Ein besonderes Beispiel ist der Palacio Barolo, dessen Bauherr ein Haus komplett inspiriert von Dantes „Göttlicher Komödie“ wollte.

El Congreso, das 1906 eingeweihte, repräsentative Parlamentsgebäude Argentiniens.
Der Palacio Barolo wurde 1923 fertiggestellt und hat viele Referenzen zu Dantes „Göttlicher Komödie“.
An der Avenida de Mayo befindet sich auch das 1858 eröffnete „Café Tortoni“, in welchem viele berühmte Persönlichkeiten ein- und ausgingen. Wieder der italienische Einfluss beim Frühstück: eher wenig Auswahl, sehr süss. Hier zum Beispiel ein Medialuna, ein argentinisches Croissant.
Gebäude an der Avenida de Mayo mit grosser Uhr
Die bekannteste Buchhandlung von Buenos Aires befindet sich in einem alten Theatersaal.
In Buenos Aires gibt es sechs U-Bahnlinien, die erste Linie wurde bereits 1913 eröffnet.

Die Avenida Mayo wird von der Avendia 9 de Julio gekreuzt. Diese sehr breite Strasse ist mit ihren 20 Spuren eine wichtige Verkehrsachse für Autos und Busse. Die Porteños, so werden die Einwohner von Buenos Aires genannt, sagen gerne, dass es die breiteste Strasse der Welt sei, was aber nicht stimmt. Hier befindet sich auch der Obelisco, der 1936 zur 400-Jahr-Feier der Stadtgründung gebaut wurde und heute auch Treffpunkt für die Feiern nach gewonnenen Fussballspielen ist.

Der 67 Meter hohe Obelisco auf der Avenida 9 de Julio mit ein paar Taxis in typischer Lackierung.
Das berühmte Teatro Colón (Kolumbustheater, wie in Bogotá), das bedeutendste Opernhaus in Lateinamerika.
Auch ein Besuch des berühmten Friedhofs von Recoleta durfte nicht fehlen. Für uns ganz speziell sind hier alle Gräber riesige Mausoleen. Hier befindet sich auch das Grab von Evita.
Die Floralis Genérica auf der Plaza de las Naciones Unidas öffnet am Morgen ihre Blütenblätter und schliesst diese am Abend wieder.

Puerto Madero

Nicht weit entfernt von der Plaza de Mayo befindet sich das relativ neue Quartier Puerto Madero im alten Hafen von Buenos Aires. Die backsteinernen Lagerhäuser wurden in Restaurants, Läden und Lofts umgebaut und viele Hochhäuser wurden hingepflanzt. Es hat uns sehr gefallen, entlang des Wassers zu flanieren und uns ein Apéro zu genehmigen.

Da konnten wir nicht widerstehen und haben uns einen Negroni bestellt…
Die Puente de la Mujer vom bekannten Architekten Calatrava kann um 90° gedreht werden, damit Schiffe passieren können.
Die Hafenpromenade von Puerto Madero.

An einem Nachmittag haben wir uns Fahrräder ausgeborgt und sind durch die Innenstadt, über die Avenida de 9 Julio und durch Puerto Madero zu einem Naherholungsgebiet im Rió de la Plata gefahren, das in den 70er-Jahren aus Aushubmaterial vom Autobahnbau aufgeschüttet wurde. Der Ausflug ins Grüne war eine willkommene Abwechslung.

Mit den Velos unterwegs zum Naherholungsgebiet Reserva Ecológica Costanera Sur.
Fahrt durch die Strassenschluchten von Buenos Aires.
Überquerung Avenida 9 de Julio mit dem Fahrrad

Hauptstadt des Tangos

Ein grosses Highlight war der Besuch einer Milonga. Eine Milonga ist ein traditionelles Lokal, in welchem sich die Porteños jeweils zum Tango tanzen treffen. Wir hatten das Glück, dass wir über unseren guten Freund Michele den Kontakt zu seiner Tangolehrerin Elina Roldan herstellen konnten. Sie hat uns den Besuch der Milonga „Porteno y Bailarín“ empfohlen, wo sie vorgängig Unterricht gab.

An diesem Abend (respektive um 1.30 Uhr nachts) gab es auch noch eine Show eines professionellen Ensembles, weshalb jeder Platz ausverkauft war. Aber noch mehr als die Show hat uns der Tanz der „normalen“ Gäste beeindruckt. Die Art von Tango hier hat eine extreme Sinnlichkeit und Intensität. Es wir Wange and Wange getanzt mit vielen Wechseln von langsamen zu schnellen Passagen, alles mit einem eher melancholischen Unterton.

Elina hat uns herzlich begrüsst und auch noch gleich ein paar Tipps für Buenos Aires mitgegeben. Sie ist eine äusserst sympathische und erfolgreiche Tänzerin. Über diesen Link erfahrt ihr mehr über Elina und den Tango.

Eindrücke aus der Tangoshow

Stadtspaziergänge

Auch ein Ausflug in die berühmten Quartiere San Telmo und La Boca stand natürlich auf unserem Programm. Wir spazierten von der Plaza de Mayo nach San Telmo, wo wir auf dem zentralen Platz zu Mittag assen und auch noch gleich eine Open-Air-Tango-Darbietung erleben konnten. San Telmo war früher ein Arbeiterquartier, heute mit den vielen Antiquitätenläden, Galerien, Boutiquen und Restaurants auch ein beliebtes Touristenziel. Leider waren viele Ladenlokale leer und wir vermuten, dass diese Geschäfte wegen Corona und der ausbleibenden Touristenströme Konkurs gingen.

In Quartier La Boca besuchten wir die äusserst touristische und farbenfrohe Strasse „El Caminito“, wo sich Touristenrestaurants und billige Souvenirläden aneinander reihen. Die Häuser sind in gelb, blau, rot und grün angemalt, was diese Ecke unverkennbar macht. Es gibt dort auch viele Tangovorführungen und natürlich den Fussballclub Boca Juniors.

Eine Kirche in San Telmo
Buntes Haus in La Boca

Dolce Vita in Palermo

Das Quartier Palermo hatte für uns viel zu bieten. Die Strassen sind wie in der ganzen Stadt im Schachbrettmuster angelegt und hier von grossen Bäumen gesäumt. Das Quartier ist von der Innenstadt her gut mit der U-Bahn erreichbar.

Unterwegs in Palermo.

Palermo wartet mit einer Vielzahl von netten Restaurants und Bars auf. Wie in Italien und Spanien wird hier für unsere Verhältnisse spät zu Abend gegessen. Viele Restaurants öffnen erst um 20 Uhr und beim Heimweg um Mitternacht haben die Argentinier erst ihr Steak bestellt.

In Palermo wurden wir beim Abendessen von einem Gewitter überrascht.
Ein nettes Café, das wir entdeckt haben.

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In den sechs Tagen in Buenos Aires wurde uns nicht langweilig, so viel gibt es hier zu entdecken. Wir werden vor unserem Weiterflug ins nächste Reiseland noch einmal zwei Tage in Buenos Aires verbringen, worauf wir uns schon sehr freuen.

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