Cartagena, die Heldenhafte

Wir erwarten vom neuen Jahr immer das, was das alte nicht gehalten hat. Dabei sind wir es doch selbst, die das Jahr gestalten.

Peter Amendt

Nach der aufregenden Bootsfahrt waren wir froh, wieder festen Boden unter den Füssen zu haben. In der karibischen Hafenstadt Cartagena gingen wir in Kolumbien an Land und begannen das zweite Kapitel unserer Reise. Und was für einen Start uns Cartagena bot: Eine wunderschöne Altstadt am Meer, unzählige Restaurants, Bar, Cafés und Clubs und einen einzigartigen Jahreswechsel.

Bewegte Geschichte

Cartagena (der Zusatz „de Indias“, der Indigenen, soll sie von gleichnamigen Städten unterscheiden) wurde Anfang des 16. Jahrhunderts gegründet und war eine der wichtigsten Hafenstädte im spanischen Kolonialreich und Eintrittstor nach Südamerika. Es wurden alle möglichen ausgebeuteten Rohstoffe exportiert (unter anderem peruanisches Silber) und afrikanische Sklaven importiert. Die Stadt war deshalb ein beliebtes Ziel der Piraten und wurde mehrfach angegriffen und geplündert, unter anderem von Sir Francis Drake 1585. Nach dem Einfall Drakes befestigten die Bewohner die Stadt durch einen elf Kilometer langen Schutzwall und dem riesigen Fort San Felipe. Die Einfahrt in die Bucht säumten fortan zwei Forts, San José und San Fernando, die nur schwer zu überwinden waren.

Im Zuge der südamerikanischen Unabhängigkeitskriege wurde 1820 eine spanische Flotte nach Belagerung der Stadt zerstört und daraufhin erhielt die Stadt vom Freiheitskämpfer Simon Bolivar den Beinamen „La Heroica“, die Heldenhafte.

Mit der Eingliederung in Kolumbien und Wegbrechen der Handels mit dem spanischen Mutterland kam auch ein Bedeutungs- und Bevölkerungsverlust für Cartagena. Heutzutage ist die Stadt die fünftgrösste in Kolumbien und ein wichtiger Hafen sowie Touristenmagnet.

Die Altstadt

Der Hauptanziehungspunkt für die Touristen (und auch für uns) ist die Altstadt von Cartagena. Sie ist seit 1984 ein UNESCO-Welterbe und wurde schon in den 70er-Jahren von US-amerikanischen Kreuzfahrtveranstaltern entdeckt. Von der ehemals 11km langen Stadtmauser umgeben (heute sind immer noch 8km erhalten), läuft man in alle Richtungen durch pittoreske Strassen und Gassen.

Die ganze Altstadt ist voller farbiger, gut erhaltener Kolionalbauten.
Viele der Häuser haben kleine Balkone die der Stadt ein sehr einladendes Gesicht geben.
Das Wetter hat auch mitgespielt, um tolle Fotos machen zu können.
Die Kirche San Pedro Claver
Unten im Bild eine indigene Frau mit „traditionellem“ Gewand aus San Basilio de Palenque, einer von entlaufenen Skalven gegründete Siedlung, die noch heute existiert. Früher waren die Frauen richtige Fruchtverkäuferinnen, heute posieren sie mit Touristen gegen Trinkgeld.
Das wichtigste Stadttor und Eingang zur Altstadt bildet die Puerta del Reloj, wörtlich Tor der Uhr.
Überall in der Stadt gab es Früchte- und andere Essensstände.

Das hippe Viertel

Gegenüber des Uhrturm liegt der Stadtteil Getsemani. Ausserhalb der alten Stadtmauern gelegen, ist es heute das hippe Viertel von Cartagena mit viel Kunst im öffentlichen Raum, netten Cafés, modernen Restaurants und ausschweifendem Nachtleben. Auch wir konnten uns den urbanen Freuden nicht entziehen und genossen Brunch, Spezialkaffees und internationale Küche.

Eine der vielen künstlerisch gestalteten Gassen
Der angesprochene hippe Spezialkaffee
Graffitis an vielen Hauswänden
Ein alter Renault 4 in den Gassen von Getsemani
Strassenkunst zum Mitmachen

Unterwegs

Während unserer vier Tage in Cartagena waren wir immer wieder in unterschiedlichen Zusammensetzungen auch mit den Leuten unseres Boottrips unterwegs. Gleich am ersten Abend der Ankunft gab es argentinisches Steak mit einer Flasche Tequila und mehreren Flaschen Rotwein mit der ganzen Bootsgruppe. Danach wurden wir in eine besonders hippe Bar geführt (gemäss Plakette eine der 50 besten der Welt). Jedes Stockwerk war exklusiver als das vorherige mit jeweils Türstehern dazwischen. Unsere spanisch-sprechenden Mitreisenden (zwei US-Amerikaner mit mexikanischen Wurzeln) waren aber gute Verhandler, so dass wir zum Schluss auf der Dachterrasse feiern konnten. Und das Feiern dauerte deutlich länger als wir es am Nachmittag beim komplett erledigten Verlassen des Bootes (siehe letzten Eintrag) für möglich gehalten hatten.

Ein Selfie zu späterer Stunde auf der exklusiven Dachterrasse

Die Festung

Cartagena als wichtige Stadtmusste auch entsprechend geschützt werden. Mit dem Castillo San Felipe verfügt die Stadt über eine der grössten Befestigungsanlagen in ganz Südamerika. Gleich neben der Altstadt gelegen lädt die Burg auch wegen der tollen Aussicht auf die Altstadt zu einem Besuch ein.

Blick auf die Befestigungsanlage von der Strasse aus.
Fotoshooting mit der Stadt im Hintergrund
Blick aus Boca Grande, das gehobene Viertel von Cartagena auf einer Landzunge anschliessend an die Altstadt.

Silvester

Auch das neue Jahr feierten wir mit unseren neuen Freunden vom Schiff. Nach einem Sonnenuntergangsapéro mit Sekt am Meer zogen wir mit tausenden anderen Leute durch die Strassen von Getsemani. Immer wieder kehrten wir für Essen und Trinken ein und begrüssten dann das neue Jahr mit „Feliz Año“ bei Uhrturm. Auch den Brauch der zwölf Trauben des Glücks, las doce uvas de la suerte, wo man die zwölf Glockenschläge vor Mitternacht je eine Traube isst, machten wir auf Einladung von Maria aus Spanien mit.

Auf der Strasse feiern bei warmen Temperaturen war schon ein eigenes Erlebnis. Wir genossen es, die Zeit mit neuen Freunden und viel Trubel zu verbringen.

Zur europäischen Mitternacht (bei uns 18 Uhr) haben wir auch schon angestossen.
Tom wagte auch ein Tänzchen mit Maria

Cartagena hat uns wirklich einen tollen Empfang in Kolumbien bereitet. Die Stadt ist zwar sehr touristisch, dadurch aber auch sehr gut unterhalten, bietet viele Möglichkeiten zum Essen und Trinken und die Altstadt und Getsemani lassen sich super zu Fuss erkunden. Wir wohnten etwas ausserhalb der Altstadt, verbrachten unsere Zeit aber immer im touristischen Teil und können deshalb nur wenig über den Rest der Stadt sagen. Wir spazierten aber immer zu Fuss von unserem Hostel in die Altstadt und fühlten uns nie unsicher. Am 1.1. ging es dann weiter ins Innenland von Kolumbien und so viel sei verraten (wir sind etwas im Rückstand mit den Reiseberichten, deswegen ist die Vorschau möglich), Kolumbien hat uns bis jetzt begeistert.

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