Mehr als nur Kaffee im Triángulo del Café

Kein Genuss ist vorübergehend; denn der Eindruck, den er zurücklässt, ist bleibend.

Johann Wolfgang von Goethe

Nach dem karibischen Ambiente in Cartagena zog es uns ins Kaffee-Dreieck (Triángulo del Café), dem Hauptanbaugebiet von Kaffee in Kolumbien. Doch die Region hatte weit mehr als Kaffee zu bieten. Wir schlenderten durch pittoreske Städtchen, wanderten durchs Cocora-Tal mit den bekannten Wachs-Palmen und entspannten uns dann in einem natürlichen Thermalbad hoch in den Bergen.

Kunterbuntes Filandia

Filandia war das erste Städtchen, das wir in Kolumbiens Kaffee-Dreieck besuchten. Die meisten Kolumbianer hatten dieses Jahr bis zum 10. Januar frei, weil der Dreikönigstag jeweils kurzerhand auf den nächsten Montag verschoben wird, damit es ein langes Wochenende gibt. Entsprechend gab es in Filandia sehr viele einheimische Touristen und auch einen Verkehrsstau auf den letzten Kilometern in die Stadt hinein.

Der Hauptplatz mit der Kirche bildet das Zentrum der trotz der hügeligen Lage schachbrettartig angelegten Stadt. Viele gute Cafés und Restaurants sowie Souvenierläden säumen den Platz. Die Fassaden und die hölzernen Balkone der Häuser sind bunt bemalt.

Spaziergang durch Filandias Strassen.
Auch unser Hotelzimmer war im gleichen Stil bemalt. Über die Wolldecken waren wir dann froh, auf fast 2’000m herrschte doch ein raueres Klima als an der Karibik.

Wir besuchten auch den Aussichtsturm, der ein bisschen ausserhalb der Stadt lag und einen tollen Ausblick über die hügelige Landschaft bot. Neben Kaffee werden hier auch Zuckerrohr, Mais und Obst angebaut und es wird Viehzucht betrieben.

Der Aussichtsturm in Filandia
Blick auf Filandia
Tolle Aussicht auf das hügelige Umland.

Die Paisa-Kultur

Die Einwohner des Kaffee-Dreiecks und einiger umliegenden Regionen werden „Paisas“ genannt. Sie sind vor allem spanischer und jüdischer Abstammung und waren bis zum Ende des 19. Jahrhunderts aufgrund der schweren Zugänglichkeit dieser Andentäler sehr isoliert. So hat sich eine eigene Paisa-Kultur mit sprachlichen Eigenheiten, eigener Musikstile und mit einer typischen Küche entwickelt. Letztere haben wir bereits beim ersten Frühstück kennengelernt, uns wurde nämlich Reis mit Bohnen, Rührei und der typische, ungesalzene Maisfladen „Arepa“ mit regionalem Frischkäse aufgetischt.

Typisches Paisa-Frühstück.

Während des ganzen Aufenthalts in der Paisa-Region haben wir immer wieder neue regionale Köstlichkeiten ausprobiert. Ein weit verbreitetes Getränk ist Aguapanela, ein eingedickter, getrockneter Zuckerrohrsaft, der in heissem Wasser aufgelöst wird. Dazu wird auch ein Stück Frischkäse serviert, das dann im Aguapanela getunkt wird. Auf den ersten Blick etwas speziell, hat uns aber gut geschmeckt.

Aguapanela mit Frischkäse.

Auch Fleisch wird hier gross geschrieben. Die regionalen Spezialitäten sind unter anderem Chicharrón (frittierter Speck) und Chorizo Santorrosano (d.h. aus dem Ort Santa Rosa), eine angeblich fettarme Wurstspezialität. Ausserdem stand auch oft in unterschiedlicher Art zubereitete Forelle aus der Region auf der Speisekarte.

Cazuela de Frijoles: Eine Bohnensuppe mit Chicharrón (frittierter Speck), frittierter Kochbanane, Arepa (Maisfladen), Reis und Salat. Eine Portion reicht immer für zwei Personen.
Eine gegrillte Forelle mit reichlich Beilagen. Der Riesenchips ist aus Kochbananen (Platanos), wieder auf andere Art.
Chorizo Santarrosano mit Arepa.

Immer wieder hat uns auch die Anzahl der Fruchtsorten in den Läden fasziniert, die wir nicht benennen konnten. Wir haben uns deshalb drei uns unbekannte Früchte gekauft und im Hostel degustiert: Tamarillo (Baumtomate), Lulo und Guayaba Pera (Guave). Mittlerweile haben wir im Restaurant einige Male Lulosaft bestellt, der süss-säuerlich schmeckt, oder zum Frühstück Tamarillosaft bekommen.

Tamarillo (Baumtomate), Lulo und Guayaba Pera.

Hoch hinaus im Cocora-Tal

Die Kleinstadt Salento war unsere zweite Destination im Kaffee-Dreieck. Sie ist Ausgangspunkt für den Besuch des Cocora-Tals, das für die bis zu 60m hohen Wachspalmen bekannt ist. Schon die Fahrt ins Tal war abenteuerlich. Der öffentliche Verkehr wird nämlich mit alten Willy’s Jeeps sichergestellt. Zuerst dürfen die Frauen und Kinder einsteigen (vorne und dann auf den zwei seitlichen Bänken), dann erst die Männer (auf den restlichen Plätzen und hinten stehend an der frischen Luft). Nach der zwanzigminütigen Fahrt machten wir uns bereit für die 12km lange Rundwanderung. Die Landschaft ist aufgrund der steilen Hänge mit den schlanke, hohen Palmen unglaublich schön. Nach der Hälfte des Weges haben wir auf über 2’800m Mittagespause gemacht und noch einmal Sonnencrème nachgestrichen. Leider hat das Wetter dann rasch gedreht und es fing an stark zu regnen. Der Weg entlang des Flusses wurde zum Bächlein und wir waren froh, dass wir unsere wasserdichten Wanderschuhe dabei hatten.

Frühstück „mit Ausblick“ in Salento
Dieser alte Willy’s Jeep brachte uns ins Cocora-Tal
Die Wachspalmen im Cocora-Tal
Am ersten Aussichtspunkt, auch ein Kondor drehte hier hoch am Himmel seine Runden.
Während der Mittagspause ganz hinten im Tal schien noch die Sonne.
Dass es im Cocora-Tal viel regnet, können wir nun definitiv bestätigen.
Zurück in Salento gönnten wir uns ein feines Abendessen. Wie in Filandia gab es auch hier sehr viele kolumbianische Touristen, die das schöne Städtchen bevölkerten.

Erholung im Thermalbad San Vicente

In der Umgebung der Kleinstadt Santa Rosa de Cabal gibt es mehrere Thermalquellen, was für uns ein guter Grund war, dort einen Stopp einzulegen. Die netten Mitarbeiterinnen unseres Hostels unterstützten uns dabei, die Eintrittstickets für die „Termales de San Vicente“ inklusive Transport zu reservieren. Am nächsten Morgen erreichten wir nach einer einstündigen Busfahrt über eine steile und kurvenreiche Schotterstrasse das eigentlich nur 18km entfernte Thermalbad, das auf 2’400m am Ende eines Tals inmitten von Nebelwald liegt. Gemäss dem Werbeslogan ist dies das natürlichste Thermalbad von Kolumbien, was wir nach dem Besuch bestätigen können. Die Anlage besteht aus etwa sechs Aussenpools, die unterschiedliche Tiefen und Wassertemperaturen haben. Dazu gibt es einen Naturpool, einen wunderschönen Pool im Fluss und zwei Dampfbäder, das sind eine Art von kleinen Gewächshäusern, die direkt über dem aus der Quelle austretenden Dampf gebaut sind, so dass keine Energie dafür gebracht wird. Es war eine Freude, die verschiedenen Pools zu testen (einen mussten wir auslassen, da das Wasser brühend heiss war). Die kolumbianischen Gäste waren sehr interessiert und wir unterhielten uns länger mit einer Familie aus Bogotá. Bevor der Bus zurück nach Santa Rosa fuhr, spazierten wir noch zum Wasserfall, der ganz in der Nähe war.

Es dampfte von unten und nieselte von oben.
An unserem Teint müssen wir noch ein bisschen arbeiten.
Das Dampfbadhäuschen
Der Naturpool.
Auch der Spaziergang zum Wasserfall hat sich gelohnt.

Santa Rosa de Cabal ist eine kleine, aber sehr geschäftige Stadt. Die Strassen sind gesäumt von Essensständen und Kiosken. Auch hier war der Hauptplatz mit der Kirche immer noch in voller Weihnachtsdekoration, vor allem Nachts ein kunterbuntes Erlebnis. Die Umgebung liess sich gut zu Fuss erkunden. Unsere kleine Wanderung durch die hügelige Landschaft war wunderschön, überall sattes Grün und tolle Aussichtspunkte.

Die Kirche am Hauptplatz.
Landschaft um Santa Rosa de Cabal.

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Unser Besuch im Herz der Paisa-Region hat uns sehr gefallen: Tolle Landschaften, pittoreske Städtchen, sehr nette Menschen, viele tolle Kaffees und Restaurants und natürlich der unvergessliche Besuch in den Termales San Vicente. Es hätte noch viel zu entdecken gegeben, aber Medellín ruft!

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