Die Drachen von Komodo

Wer zu lange gegen Drachen kämpft, wird selbst zum Drachen.

August Strindberg, Totentanz

Ganz im Westen der Insel Flores besuchten wir den Komodo Nationalpark. Das Wappentier dieses Naturparks ist der Komodowaran, den wir in freier Wildbahn beobachten konnten. Aber viel mehr Zeit verbrachten wir im Wasser, um die unglaubliche Unterwasserwelt zu erkunden. Das Schnorcheln und Tauchen war unglaublich schön. Wir schwebten über Korallengärten, sahen riesige Fischschwärme, unzählige Meeresschildkröten und begegneten auch ein paar Haien.

Der Komodo Nationalpark

Der Komodo Nationalpark wurde 1980 gegründet, um die grösste Eidechse der Welt, den Komodowaran, zu schützen. Der Park umfasst drei grosse Inseln, Komodo, Padar und Rinca, wovon wir die zwei ersteren besucht haben. Daneben gibt es 26 kleine Inseln und über 1’000 km² Wasserfläche. Die Unterwasserwelt strotz nur so vor Fischen und Korallen, was den nährstoffreichen Meeresströmungen zu verdanken ist.

Sonnenuntergang auf der Insel Padar im Komodo Nationalpark.

Wir schlugen unser Lager in Labuan Bajo, einem kleinen Städtchen ganz im Westen der Insel Flores, auf. Es liegt etwa 30km vom Nationalpark entfernt und ist der Ausgangspunkt für alle Aktivitäten in und um den Park. Aufgrund des anstehenden Besuchs des indonesischen Präsidenten war dort sehr viel los. Den ersten Tag verbrachten wir mit der Organisation unseres Parkbesuchs. Die Auswahl an Anbietern war riesig, aber auch sehr unübersichtlich. Wir buchten dann schliesslich einen Tauchausflug mit drei Tauchgängen und entschieden uns dafür, für zwei Tage ein kleines Boot zu chartern, um die Inseln und Schnorchelplätze in Ruhe erkunden zu können.

Tief unter Wasser

Wir freuten uns sehr auf das Tauchen im Komodo Nationalpark, da dies hier wirklich spektakulär sein soll. Wir fuhren am Morgen früh mit dem Schnellboot der Tauschschule zum ersten der drei Tauchplätze im Park. Nach dem Tauchbriefing hiess es „one, two, three, go!“ und wir liessen uns rückwärts ins Wasser fallen. Uns erwartete eine äusserst abwechslungsreiche und intakte Unterwasserwelt, die uns ins Staunen versetzte. Die knappe Stunde unter Wasser verging wie im Fluge.

Glücklich und zufrieden nach dem ersten Tauchgang.

Der zweite Tauchgang machten wir am Tauchplatz „Batu Bolong“, einem Unterwasserberg, der nur knapp aus dem Meer ragt und von einer recht starken Meeresströmung umflossen wird. Hier tauchten wir auf etwa 25m runter und machten uns dann im Strömungsschatten im Zickzack auf den Weg nach oben. Hier fanden sich Korallen in allen Farben, in und unter welchen sich Fische versteckten oder in Schwärmen zu Tausenden durchs Wasser jagten.

Vielfältige Unterwasserwelt.

Nach dem Mittagessen erkundeten wir bei einem Drift-Tauchgang, d.h. dass wir uns mit der Strömung mittragen liessen, einen Ort, wo sich oft Mantarochen an Putzerstationen aufhalten, um sich von Putzerfischen reinigen zu lassen. Leider konnten wir keinen Mantarochen sehen, die tummelten sich anscheinend an diesem Tag an anderen Orten. Dafür gab es zum Schluss einen beeindruckenden Korallengarten.

Videozusammenschnitt vom Tauchen.

Wir verstanden uns sehr gut mit den anderen Touristen auf dem Tauchboot und gingen am Abend in Labuan Bajo zusammen essen. Das Restaurant war bis auf unsere Gruppe von sieben Personen leer, schien aber trotzdem etwas überfordert. So mussten wir sehr lange auf unsere Gerichte warten, was die hungrigen Tauchermägen etwas auf die Probe stellte.

Für den Besuch des indonesischen Präsidenten wurde sogar eine Lichtshow organisiert, die wir von unserem Balkon verfolgen konnten.

Auf den Spuren der Drachen

Es gab unzählige Anbieter von Schiffstouren in den Komodo Nationalpark. Nach einigen Gesprächen mit Organisatoren von Gruppenausflügen realisierten wir, dass alle Touren immer exakt das gleiche Programm abspulen, was dazu führt, dass sich jeweils alle Touristen gleichzeitigen am selben Ort aufhalten. Nach reiflicher Überlegung buchten wir deshalb einen privaten Zweitagesausflug mit dem sympathischen, einheimischen Guide Marsel. Er hat sich vor einiger Zeit selbstständig gemacht und bietet nun massgeschneiderte Touren an.

Nach einem herzlichen Empfang am Hafen von Labuan Bajo tuckerten wir los in Richtung Nationalpark. Marsel und seine dreiköpfige Crew (Kapitän, Koch und Gehilfe) hatten alles bestens vorbereitet, so erwartete uns bereits ein Frühstück mit Donuts und Früchten.

Mit diesem Boot waren wir zwei Tage unterwegs im Park.

Die Fahrt verlief grundsätzlich sehr ruhig, aber zeitweise mussten wir Meeresströmungen durchqueren, deren Wellen das Boot recht ins wanken brachten. Nach rund zwei Stunden Fahrt, mehr als doppelt so lange wie wir am Vortag mit dem Schnellboot brauchten, erreichten wir den Park und machten gleich einen ersten unglaublich schönen Schnorchelgang. Nach einem ausgezeichneten Mittagessen gingen wir zum Manta Point, um noch einmal unser Glück zu versuchen, einen Mantarochen zu sehen. Leider blieb auch dieser Versuch erfolglos.

Frisches Gemüse, Poulet/Huhn, Tempeh, Mie Goreng und natürlich Reis zum Mittagessen.
Mittagspause mit Aussicht. Die Inseln sind meist von Mangrovenwäldern gesäumt und das Wasser leuchtet in allen Blautönen.

Gegen Abend besuchten wir für den Sonnenuntergang die Insel Padar, die aufgrund ihrer unzähligen Buchten und schroffen Felsen eine spektakuläre Kulisse bot. Diese Insel wird von den Touren immer für den Sonnenaufgang besucht, so dass am Abend nur wenige Leute unterwegs waren.

Auf der Insel Padar gibt es eine kurze, aber recht steile Wanderung zu einem schönen Aussichtspunkt. Schon von unterwegs genossen wir herrliche Ausblicke auf die schroffen Berge und wunderschönen Strände der kleinen Insel.
Alle Strände haben unterschiedliche Farben, schwarz, weiss und pink.
Mit der Sonne um die Wette strahlen.
Nicht weit von Padar ankerten wir in einer ruhigen Bucht, genossen den wunderschönen Sternenhimmel auf dem Dach und schliefen dann bis uns die ersten Sonnenstrahlen weckten.

Am nächsten Morgen früh fuhren wir los zum Pink Beach. Der Strand ist aufgrund von kleinen Stückchen einer roten Koralle, die angeschwemmt werden, rötlich gefärbt. Wir hatten den Strand ganz für uns und genossen einen Morgenschwumm.

Den Pink Beach auf Padar hatten wir am Morgen für uns ganz alleine.
Die pinke Farbe erhält der Strand von dieser Korallenart.

Unterwegs auf der Insel Komodo

Danach stand der Besuch der Insel Komodo auf dem Programm. Wir waren glücklicherweise auch hier fast die ersten Besucher, da sich die anderen Gruppen ja zusätzlich den Sonnenaufgang auf Padar anschauten. Wir machten zusammen mit einem Guide eine etwa 4km lange Wanderung über die Insel in der Hoffnung, einen Komodowaran zu Gesicht zu bekommen.

Strand auf der Insel Komodo.

Der Komodowaran wird auf Englisch „Komodo Dragon“, also „Komododrachen“, genannt, was unserer Meinung nach sehr gut passt. Es handelt sich nämlich nicht um eine harmlose Eidechse, sondern um ein doch sehr gefährliches Reptil, das sogar seinen eigenen Nachwuchs frisst.

Der Komodowaran ist nur auf vier Inseln im Nationalpark und an einem schmalen Küstenstreifen im Westen und Norden der Insel Flores beheimatet. Mit einer Länge von bis zu 2.5 m und einem Gewicht von 70 kg ist er die grösste Eidechse der Welt. Er ist Fleisch- und Aasfresser und jagt Rehe, Wildschweine, Wasserbüffel sowie kleine Vögel und Reptilien. Lange wurde geglaubt, dass der Speichel von Komodowaranen giftige Bakterien enthält und die Beutetiere nach einem Biss nach ein bis zwei Tagen sterben, selbst wenn sie fliehen können. In einer Studie von 2013 wurde diese Theorie jedoch widerlegt. Der Speichel enthält keine speziell giftigen Substanzen. Die meisten Tiere werden durch einen gezielten Kehlbiss und entsprechenden Blutverlust innert Sekunden getötet. Kleinere Tiere bis zur Grösse einer Ziege werden ganz verschluckt, grössere Beutetiere werden mit Artgenossen in strikter, hierarchischer Reihenfolge geteilt. Ein Waran kann bei einer Mahlzeit bis zu 80% von seinem Körpergewicht verschlingen, braucht dann aber auch nur etwa 12 Mahlzeiten pro Jahr. Komodowarane ernähren sich zu einem wesentlichen Teil von Aas, dass sie mit ihrer gespaltenen Zunge auf eine Distanz von bis zu 4 km ausmachen können. Angriffe auf Menschen sind glücklicherweise äusserst selten.

Nach der Paarungszeit von Mai bis August legen die Weibchen im September rund 20 Eier in ein Nest oder unterirdisches Loch. Nach 7 bis 8 Monaten schlüpfen die jungen Eidechsen und klettern für die ersten Lebensjahre auf Bäume, um sich vor Greifvögeln und ausgewachsenen Komodowaranen zu schützen. Komodowarane können bis zu 30 Jahre alt werden. Der Bestand in freier Wildbahn wurde 2021 auf rund 3´300 Tiere geschätzt, Tendenz leicht steigend. Mit dem Klimawandel und den anderen negativen Einflüssen des Menschen ist der Bestand mittelfristig jedoch stark gefährdet.

Wir hatten grosses Glück und trafen auf unserer Wanderung auf einen etwa 20 Jahre alten und über 2 Meter langes Männchen. Wir konnten dieses auf seinem Weg durchs Unterholz während rund 15 Minuten beobachten, was sehr eindrucksvoll war. Von anderen Touristen haben wir erfahren, dass für touristische Zwecke einzelne Komodowarane wohl auch gefüttert oder gar sediert werden, damit sie dann regungslos herumliegen und von den Guides gezeigt werden können.

Es war sehr eindrücklich, den Komodowaran auf seinem Weg durchs Unterholz zu beobachten.
Video der riesigen Tiere…
Mit der langen gespaltenen Zunge kann er Aas auf eine Distanz von bis zu 4 km riechen.
Wir hatten Zeit für ein paar Fotos….
Die Insel Komodo ist recht hügelig und das Klima ist vergleichsweise trocken.

Die Zukunft des Parks

Seit der Gründung des Nationalparks konnten die Komodowarane und auch die Unterwasserwelt relativ gut geschützt werden. So konnten sich die Korallenriffe, die unter anderem auch durch das bis dahin praktizierte Dynamitfischen arg in Mitleidenschaft gezogen wurden, über die letzten Jahrzehnte regenerieren. Aufgrund von neuen Studien hat die indonesische Regierung aber nun beschlossen, den Park langfristig besser zu schützen, indem die Anzahl der Besucher durch eine äusserst saftige Preiserhöhung möglichst tief gehalten wird. Wir hatten Glück, dass wir den Park noch vor dem 1. August 2022 besuchen konnten, denn ab diesem Tag wurde der Eintrittspreis von 15$ auf 250$ erhöht, wobei der Eintritt nun jeweils für ein Jahr gilt. Dies ist aber auch für internationale Touristen, die meistens nur ein oder zwei Tage dort verbringen, extrem teuer. So sind am 1. August gemäss Newsmeldungen alle Tourismusdienstleister in Labuan Bajo in den Streik getreten, da sie wegen ausbleibender Touristen um ihre Existenz fürchten. Wir werden weiterhin mitverfolgen, wie sich die Lage entwickelt. Aktuell wäre der Besuch des Parks auf jeden Fall nicht möglich gewesen.

Entspannen an Deck.

Schnorchelparadies

Nach dem Besuch der Drachen widmeten wir uns wieder dem Schnorcheln, was uns hier unglaublich Spass machte. Wir sahen im kristallklaren Wasser wieder neue Korallenarten, Clownfische, Meeresschildkröten, Einhornfische, grosse Fischschwärme, einen Weissspitzen-Hochseehai (ca. 2 m lang) und mehrere Schwarzspitzen-Riffhaie. Eine unglaubliche Vielfalt, die uns immer wieder ins Staunen versetzte.

Leuchtende Korallen.
Videozusammenschnitt vom Schnorcheln.

Die zweitägige Bootstour mit Marsel und seiner Crew war einfach toll und endete wieder im Hafen von Labuan Bajo. Wir konnten die Inseln in Ruhe und teilweise fast alleine besuchen, an tollen Schnorchelplätzen die Unterwasserwelt erkunden und wurden auf dem Schiff mit feinen, frisch zubereiteten Gerichten verwöhnt.

Vielen Dank an Marsel und seine Crew für den unvergesslichen Ausflug in den Komodo Nationalpark.

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