Wo die wilden Tiere leben

Alles was du siehst, lebt in einem empfindlichen Gleichgewicht zusammen. Als König musst du ein Gespür dafür haben und alle Geschöpfe respektieren, von der winzigen Ameise bis hin zur graziösen Antilope.

Mufasa aus „König der Löwen“

Wir verbrachten eine Woche im Kruger-Nationalpark im Nordosten von Südafrika und wurden von der grandiosen Tierwelt und den schönen Landschaften überwältigt. Übernachtet haben wir in vier verschiedenen Camps, wo wir neben Ausflügen im eigenen Auto auch geführte Safaris mit einem Jeep und Morgenwanderungen unternahmen. Ein beeindruckendes Erlebnis war, sieben Löwen beim Abendessen zu beobachten – auf der Speisekarte stand ein Gnu.

Zebras stehen Spalier.

Der Kruger-Nationalpark

Der Kruger-Nationalpark ist das grösste Wildschutzgebiet Südafrikas und mit rund 20’000 km2 etwa halb so gross wie die Schweiz oder so gross wie ganz Niederösterreich. Der Park liegt an den Grenzen zu Mosambik und Simbabwe, ist in Nord-Südausrichtung etwa 350 km lang und durchschnittlich 54 km breit. Es leben rund 150 Säugetierarten sowie Hunderte von Vogel-, Reptilien-, Amphibien- und Fischarten im Park, der vollständig eingezäunt ist. Mit seiner Artenvielfalt und den grossen Tierbeständen ist der Park eines der wichtigsten Reservate Afrikas und der ganzen Welt.

In der südlichen Hälfte des Parks ist der Tierbestand besonders dicht und die Tierbeobachtung aufgrund der weniger üppigen Vegetation einfacher. Die Regenzeit beginnt im Juli/August und dauert bis Ende März. Wir hatten nun bereits angenehmere, kühlere Temperaturen mit 25° bis 30°C, aber auch noch zwei teilweise regnerische Tage.

Typische Savannenlandschaft im Kruger-Nationalpark (mit einem Gnu).

Ein Teil des Parks wurde bereits 1898 von Paul Kruger als Wildschutzgebiet gegründet, da die meisten Grosstiere aufgrund von unkontrollierter Jagd bereits vom Aussterben bedroht waren. Im Jahr 1926 erhielt das inzwischen vergrösserte Gebiet den Status eines Nationalparks und wurde in Kruger-Nationalpark umbenannt.

Es gibt einige grosse Flüsse, die den Park durchqueren, unter anderem der Sabie-Fluss und der Olifants-Fluss. Sie können während der Regenzeit zu reissenden Strömen anschwellen und in der Trockenzeit zu kleinen Rinnsalen verkümmern. Leider führen sie vor allem zur Trockenzeit viele Schadstoffe mit sich oder trocknen aufgrund der grossen Wasserentnahme in den Oberläufen praktisch aus. Aus diesem Grund wurden im Park auch einige künstliche Wasserlöcher für die Tiere geschaffen.

Die fantastische Aussicht vom Olifants-Restcamp auf den Olifants-Fluss.
Der Wasserbock ist immer in der Nähe vom Wasser anzutreffen und ist aufgrund seiner einzigartigen Zeichnung gut erkennbar.

Wie im Addo Elephant Park kann der Kruger-Nationalpark sehr gut mit dem eigenen Auto erkundet werden. Die wichtigsten Strassen zwischen den Camps sind breit und geteert. Auch die ungeteerten Nebenstrassen sind in sehr gutem Zustand, wir konnten diese mit unserem Toyota Corolla problemlos befahren.

Tiere haben immer Vortritt.

König der Löwen und seine Freunde

Bereits auf dem Weg vom Phabeni-Eingangstor östlich von Hazyview bis zu unserem ersten Camp, dem Lower Sabie Restcamp, haben wir sehr viele unterschiedliche Tiere gesehen. Wir fühlten uns in den nächsten Tagen zwischendurch wirklich wie in einem Film, so überquerten beim Beobachten einer Elefantenherde weiter vorne plötzlich zwei Warzenschweine die Strasse, links tauchte eine Giraffe auf und dann schaute auch noch eine Hyäne vorbei. Von den Impalas ganz zu schweigen. Diese waren überall zur Stelle, manchmal überraschten sie sogar mit akrobatischen Sprungeinlagen.

Warzenschweinmama mit Jungem.

Während unseres Aufenthalts im Park wurde uns die Nahrungspyramide vor Augen geführt. Den vielen pflanzenfressenden Tieren, die eigentlich immer am Fressen sind, wenn man sie sieht, damit sie genügend Nährstoffe aufnehmen können, stehen viel weniger Raubtiere gegenüber, die eigentlich viel schlafen (Löwen) und dann ab und zu auf die Jagd gehen, wenn sie wieder hungrig sind.

Dieser junge Löwe hat es sich auf der Strasse gemütlich gemacht, wo es noch schön warm war.

Gerne stellen wir euch einige Bewohner der südafrikanischen Savanne vor, wir beginnen mit den „Big Five“, den fünf gefährlichsten Tieren, welche auch die südafrikanischen Notenscheine zieren.

Die „Big Five“ auf den südafrikanischen Rand-Scheinen.

Leopard

Beginnen wir mit dem grossen Abwesenden der Big Five. Leider haben wir während unserem Aufenthalt keinen Leoparden gesehen.

Afrikanischer Büffel

Der imposante Büffel gilt als sehr gefährlich. Die Kühe bilden zusammen mit dem Nachwuchs grosse Herden, während die Bullen alleine oder in kleinen Junggesellengruppen durch die Savanne ziehen. Die Büffel verfügen über imposante Hörner, die auf der Stirn zusammengewachsen sind. Im Park gibt es rund 40’000 Büffel. Erwachsene Tiere können einzig von Löwen gerissen werden, wobei manchmal auch der Löwen den Kürzen zieht und von einem Büffel verjagt oder sogar zu Tode getrampelt wird. Wie auch Giraffen oder Gnus dulden Büffel Vögel, welche das Fell von Parasiten befreien.

Eine weidende Büffelherde.
Ein Büffel mit den imposanten Hörnern.

Löwe

Der Löwe wird nicht umsonst als König der Tierwelt bezeichnet. Er ist in Afrika das grösste Landraubtier und mit seinem starken Körperbau eine imposante Erscheinung. Der Löwenbestand im Park wird auf rund 1’600 Tiere geschätzt. Auf einer Abendsafari beim Satara Restcamp konnten wir gleich mehrmals Löwen beobachten. An der ersten Stelle rasteten vier junge Männchen, wovon eines ein weisser Löwe war. Es handelt sich hier um eine Farbmutation und nicht um Albinismus. Es waren mehrere Autos vor Ort, wovon sich ein Löwe aber nicht abschrecken liess und es sich auf der Strasse, halb unter einem Auto gemütlich machte, wohl wegen des noch warmen Asphalts.

Der weisse Löwe mit deutlich hellerem Fell und Mähne.
Gemütlich am Dösen, und das mitten auf der Strasse.

Nach dem Eindunkeln führte uns der Ranger zu einem „Kill“, einem gerissenen Tier, von dem er von anderen Besuchern gehört hatte. Wir waren sehr gespannt, was uns erwartete. Wir konnten mit dem Jeep recht nahe zum Tatort hinfahren und sieben Löwen dabei beobachten, wie sie das erlegte Gnu verzehrten. Die Ansicht des getöteten Gnus war sicherlich nicht schön, führte uns aber die Nahrungskette vor Augen.

Löwen beim Verzehr eines erlegten Gnus.

Elefant

Die Elefantenpopulation hat sich mit heute über 14’000 Tieren seit den 1980er-Jahren fast verdoppelt. Um die Überweidung von gewissen Regionen des Parks zu vermeiden, wurden schon Hunderte von Elefanten in die weniger bevölkerten angrenzenden Nationalparks in Mosambik und Simbabwe umgesiedelt. Wir haben mehrmals sehr grosse Elefantenherden beobachten können, was immer wieder sehr faszinierend war. Kurz vor dem Verlassen des Parks, sahen wir eine Herde beim Bad, einige Jungtiere kämpften und trompeteten dabei lautstark.

Eine Elefantenherde nahe am Fluss.
Fressen, fressen, fressen.
Auf Morgenwanderung mit zwei Rangern in der Nähe von Elefanten.

Breitmaulnashorn

Das fünfte und letzte Tier der Big Five ist das Nashorn. Gleich bei unserer ersten Morgensafari beim Lower Sabie Camp hatten wir in der Dämmerung das Glück, vier Breitmaulnashörner zu sehen. Die Tiere sind vor allem in dichterem Buschland unterwegs und sehr scheu, weshalb sie gleich wieder in den Büschen verschwanden. Da es noch recht dunkel war, haben wir leider keine Fotos von den Nashörnern.

Das Nashorn trägt zwei Hörner, wobei bei den Männchen das längere Horn über einen Meter lang werden kann.
Die Wilderei ist seit 2008 ein ernstes Problem für den Nashornbestand im Kruger-Nationalpark. Die Population von rund 10’000 Tieren im Jahr 2010 ist seither stetig gesunken, so wurden allein im Jahr 2013 über 500 Tiere illegal wegen ihres Horn getötet. Ein Ranger hat uns erzählt, dass leider auch schon Parkmitarbeitende gegen Geld Informationen zu Tiersichtungen an Wilderer weitergeben haben.

Mittlerweile werden die Ranger von Spezialeinheiten der Armee gegen die Verfolgung von Wilderern unterstützt, die vor allem aus dem benachbarten Mosambik operieren. Präventiv werden einzelnen Nashörnern operativ die Hörner entfernt, was sie stark in ihrem Leben einschränkt (Funktion des Horns als Waffe gegen Raubtiere oder bei Dominanzkämpfen), aber ihnen das Überleben sichern kann. Wir hatten anscheinend Glück, Nashörner mit Horn zu sehen. Weiter werden Nashörner auch in besser überwachbare Gegenden im Südwesten des Parks umgesiedelt.

Nashornsichtungen werden an den Tierbeobachtungsbrettern in den Camps nicht aufgeführt, damit den Wilderern keine Informationen zugespielt werden können.

Auf einer Morgenwanderung haben wir das Skelett eines Nashornes gesehen, das vor ein paar Jahren von Wilderern für das Horn getötet wurde.

Gepard

Es gibt nur etwa 150 Geparde im Kruger-Nationalpark, somit hatten wir enormes Glück auf einer Morgensafari beim Lower Sabie Camp ein Muttertier mit ihrem Jungen zu sehen. Wir waren recht weit entfernt und wurden von den zwei Katzen genaustens beobachtet. Die Geparde sind die schnellsten Landtiere der Welt und können über 90 km/h erreichen. Diese Geschwindigkeit halten sie aber nur sehr kurz durch, weshalb sie sich vorher möglichst nah an die Beute heranpirschen. Kein einzeln jagendes Tier hat auf der Jagd höhere Erfolgsquoten als der Gepard.

Gepardenmutter mit Nachwuchs.

Impala

Diese rehähnliche Antilopenart ist mit über 160’000 Tieren sehr verbreitet im Park. Wenn wir einmal während einer Fahrt 15 Minuten lang kein Tier sahen, kam gleich der Ausspruch: „Nicht einmal ein Impala gibt es hier!“. Die Weibchen bilden mit ihren Jungen Herden, die Männchen eigene Jungesellenverbände. Sie lassen sich sehr einfach unterscheiden, da die Weibchen keine Hörner tragen. Auf einer Morgenwanderung konnten wir gut beobachten, wie die Tiere sprangen. Sie können auf der Flucht hohe Geschwindigkeiten erreichen und wehren sich mit Stössen der Hinterläufe gegen ihre Verfolger. Gemäss unserem Ranger waren die von uns beobachteten Impalas jedoch nicht auf der Flucht, sondern trainierten den Nachwuchs.

Impalamännchen mit den schöne gedrehten Hörnern.

Zebra

Auch Zebras konnten wir im Kruger-Nationalpark wieder viele beobachten. Es war eines unserer Lieblingstiere für die Beobachtung. Zebras gesellen sich oft mit Giraffen, Gnus und Impalas, um sich gegenseitig von den Feinden zu warnen. Auf einer Morgensafari in der Nähe des Lower Sabie Restcamps konnten wir gleichzeitig grosse Herden der erwähnten Tiere beobachten, was sehr eindrücklich war.

Flusspferd

Überall am Wasser konnten wir früher oder später Flusspferde ausmachen. Tagsüber befinden sich diese imposanten Tiere mehrheitlich im Wasser, um die glatte Haut vor der Sonne zu schützen. Dabei ragen nur Nase, Augen und Ohren aus dem Wasser, tauchen können Sie bis zu fünf Minuten. In der Dämmerung und in der Nacht gehen sie zum Grasen an Land. Oft entdeckten wir dann in unmittelbarer Nähe der Flusspferde auch Krokodile.

Flusspferd am Flussufer.
Grasendes Flusspferd.

Giraffe

Schon kurz nach der Einfahrt in den Park erblickten wir die erste Giraffe. Die grössten Landbewohner der Erde können über fünf Meter erreichen – eine imposante Erscheinung. Wir freuten uns jedes Mal, wenn wir eine Giraffe, manchmal auch mit Jungtieren, erblickten.

Hyäne

Mehrere Male konnten wir Tüpfelhyänen beobachten. Sie ernähren sich hauptsächlich von den Resten, welche die grossen Raubtiere von der erlegten Beute übrig lassen und jagen in Rudeln auch selbst. Auf einer Morgenwanderung wies uns der Ranger auf weisse Häufchen am Boden hin und fragte, was das sein könnte. Es war Hyänenkot, der aufgrund der vielen verspeisten Knochen ganz weiss war.

Hyänen sind deutlich weniger hässlich als es ihr Ruf erahnen lässt.
Junge Hyäne.

Gnu

Ein weiteres sehr häufig anzutreffendes Tier ist das Streifengnu. Es lebt in grossen Herden und sein Rücken fällt gegen hinten ab. Charakteristisch ist auch seine lange, dunkle Mähne.

Warzenschwein

Auch Pumpa ist uns öfters begegnet. Die Warzenschweine haben grosse Hauer und die namensgebenden Warzen am Kopf. Besonders fotogen sind die Tiere beim schnellen Gang oder auf der Flucht, wenn sie den Schwanz wie eine Antenne aufrichten.

Gelbschnabeltoko

Zazu aus dem „König der Löwen“ haben wir auch sofort wiedererkannt. Der Gelbschnabeltoko ist uns öfters begegnet und ist wegen des langen, leicht gekrümmten Schnabels sehr gut erkennbar.

Daneben gibt es viele andere, grössere und kleinere Vögel.

Der imposante Strauss, der relativ selten ist im Park.
Geier halten Ausschau.
Auch Hornraben sind wir begegnet.

Auch die Vegetation ist abwechslungsreich. Es gibt viele verschiedene Baumarten, wobei Akazien sehr häufig sind.

Auf unserem Weg in Richtung Norden sahen wir den am südlichsten gelegenen Affenbrotbaum.

Nördlich von Satara wurde das Gebüsch immer dichter, weshalb wir im Vergleich auch weniger Tiere erblickten. Es handelt sich bei den Büschen vor allem um den Mopane-Busch.

Die Blätter des Mopane-Busches.

Eine Rangerin hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass die Blätter die Form eines Schmetterlings haben. Mopane heisst übersetzt wenig überraschend Schmetterling. Ausserdem erfuhren wir, dass diese Blätter sehr nährstoffreich sind und von Elefanten geschätzt werden. In der Region, wo es diese Büsche gibt, sind die Elefanten auch nachweislich grösser.

Die Camps

Die Infrastruktur im Kruger-Nationalpark ist sehr gut. Es gibt einige grosse Camps, welche über einfache Übernachtungsmöglichkeiten in Rondavels, Zeltplätze, Lebensmittelläden, Restaurants und Tankstellen verfügen. Wir übernachteten in vier verschiedenen Camps (Lower Sabie, Satara, Letaba und Olifants), wovon drei über tolle Ausblicke auf Flüsse boten. Zusätzlich gibt es auch einige private, luxeriöse Lodges, die wir jedoch nicht besucht haben.

Einfaches Abendessen im Camp, aber mit einem guten Glas Wein aus Franschhoek.

In den Camps werden verschiedene geführt Safaris angeboten, die einfach gebucht werden können. Sie bieten den Vorteil, dass die Ranger die besten Beobachtungsplätze kennen und auch über für die Privatautos gesperrten Strassen fahren können. Wir sind zweimal um 5 Uhr aufgestanden, um einen Morgensafari zu machen. Zu Beginn war es jeweils noch dunkel und wir konnten viele nachtaktive Tiere mit Taschenlampen sehen und dann den Sonnenaufgang erleben. Auch am Abend vor dem Sonnenuntergang ist ein guter Zeitpunkt für die Tierbeobachtung.

Bereit für die Abendsafari mit dem Jeep.

Die Errichtung und kontinuierliche Vergrösserung des Kruger-Nationalparks darf sicherlich als Erfolgsgeschichte betrachtet werden. Die Bestände von vielen Tieren erholten sich und viele Tiere konnten deshalb auch in andere Parks umgesiedelt werden. Das über den Tourismus eingenommene Geld, konnte für neue Projekte zum Schutz der Tiere gebraucht werden. Nichtsdestotrotz ist es leider eine Tatsache, dass die Tiere ausserhalb der Parks vielfach sehr stark gefährdet oder gänzlich verschwunden sind. Die Raubtiere und grossen Planzenfresser stehen in Konflikt mit dem Menschen, seinen Zuchttieren oder seinem Kulturland. Auch die Wilderei ist überall ein riesiges Problem.

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