Die Bären sind los

Die Welt ist gross und ich möchte sie mir genau ansehen, bevor es dunkel wird.

John Muir, schottisch-amerikanischer Naturphilosoph

Hohe Berge, tiefe Schluchten und die grössten Bäume der Welt: Unser Besuch in der Sierra Nevada war sehr beeindruckend. Wir wanderten durch die Sequoia-Haine im Sequoia Nationalpark, wobei wir mehreren Schwarzbären begegneten, und erkundeten das ikonische Yosemite Valley mit seinen markanten Granitwänden und tosenden Wasserfällen.

Schwarzbärenmutter mit Jungem im Sequoia Nationalpark.

Sequoia Nationalpark

Von der Küste her durchquerten wir das Central Valley von Kalifornien und erreichten unseren Campingplatz in Three Rivers, einem kleinen Städtchen am Fusse der Sierra Nevada, nicht weit vom Eingang des Sequoia Natonalpark entfernt. Dort trafen wir Martina und Dave aus der Schweiz, die wir zum letzten Mal vor mehr als drei Monaten in Kapstadt gesehen hatten und nun wie wir durch den Südwesten der USA reisten. Sie waren uns schon länger dicht auf den Fersen, aber erst jetzt kreuzten sich unsere Wege wieder. Wir verbrachten einen gemütlichen Abend und hatten uns natürlich viel zu erzählen.

Am nächsten Morgen brachen wir früh auf. Nach einer wunderschönen Fahrt über die kurvenreiche Passstrasse erreichten wir auf fast 2’000 m den Ausgangspunkt für unsere Wanderung durch die eindrücklichen Sequoia-Haine, die dem Park den Namen geben. Der Park wurde bereits 1890 zum Schutze der Sequoia-Bäume vor der Säge gegründet und seitdem mehrmals erweitert.

Auf dem Weg hinauf in den Sequoia-Nationalpark.

Die grössten Bäume der Welt

Es gibt zwar noch höhere Bäume oder solche, die einen grösseren Stammdurchmesser haben, aber die Sequoia-Bäume (auch Riesenmammutbäume genannt) sind gemessen am Volumen ihrer Stämme die grössten, lebenden Bäume der Welt. Der grösste Baum ist der General Sherman Tree. Er ist 95 m hoch, hat einen Stammdurchmesser von 12 m und ein Volumen von 1’487 Kubikmetern. Er wiegt 1’256 Tonnen und ist sagenhafte 3’200 Jahre alt. Das Volumen der Bäume ist grundsätzlich so gross, weil sich die Stämme gegen oben kaum verengen.

Der wunderschöne, „Sentinel“ getaufte Sequoia am Ausgangspunkt von unserer Wanderung.

Wie können Sequoias ein solch hohes Alter erreichen? Dies verdankt der Baum verschiedenen Faktoren: Ihre Rinde und ihr Holz enthält chemische Tannine, die den Baum widerstandsfähig gegen Krankheiten, Fäulnis und Insekten machen. Auch Feuer und Dürre können die Bäume aufgrund der nur schwer brennbaren, dicken Rinde und dem weit verzweigten Wurzelsystem trotzen. Wir konnten mit eigenen Augen feststellen, dass die meisten alten Riesen von Bränden gezeichnet waren. Die verkohlten Stellen waren jedoch nur an der Basis und schienen dem Baum nichts anzuhaben. Unterwegs begegneten wir auch Rangern, welche die unmittelbare Umgebung eines grossen Sequoias von Kleinholz und Blättern befreiten. Sie sagten uns, dass der Baum so vor einem möglichen Waldbrand besser geschützt sei.

Trotz teils verkohltem, gespaltenem Stamm lebt dieser Sequoia weiter.
Von unten nach oben.
Die Sequoias lassen die anderen grossen Bäume wie Zündhölzer aussehen.
Kaum zu glauben, dass diese Riesen schon zu Zeiten der Römer lebten.

Video „The House“

Dave und Martina hatten uns am Vorabend erzählt, dass sie auf einer Wiese auf einer Waldlichtung eine Bärin mit einem Jungen gesehen hatten. Und wir hatten grosses Glück, denn auch an diesem Tag trafen wir dort wieder auf die wilden Tiere. Wir beobachteten diese, als wir plötzlich Geräusche hörten. Da entdeckten wir, wie nicht weit von uns entfernt, ein dritter Bär von einem Baum herunterkletterte. Einfach phänomenal.

Dieser junge Schwarzbär kletterte vom Baum hinunter und verschwand dann im Wald.
Im Sequoia Nationalpark gibt es mehrere hundert Schwarzbären, die aber auch braun oder hellbraun sein können.
Eine Schneeblume, die es einzig an der Westküste Amerikas in bestimmten Höhenlagen gibt.

Wir bemerkten an der Anzahl Touristen, dass wir in die Nähe des bekannten General Sherman Tree kamen. Dort sperrten die Ranger dann noch kurzzeitig einen Weg, weil wieder eine Bärin mit einem Jungen in der Nähe war. Auf dem Rückweg war es dann bedeutend ruhiger und auch kühler, da es einige Wolken gab. Wir fuhren dann weiter zu unserem Campingplatz im Park, wo wir auch wieder Martina und Dave trafen. Sie entschieden sich spontan, noch eine Nacht zu uns auf den Zeltplatz zu kommen, was uns sehr freute.

David kochte am Abend für alle einen feinen Kaiserschmarrn mit frischem Marillenröster (Aprikosenkompott).

Kings Canyon Nationalpark

Nun stand ein gemeinsamer Besuch des Kings Canyon auf dem Programm. Der Kings Canyon Nationalpark liegt direkt neben dem Sequoia Nationalpark und wird gemeinsam mit diesem verwaltet. Im Park liegen viele hohe Gipfel der Sierra Nevada, so dass ein grosser Teil des Parks nur zu Fuss in Mehrtageswanderungen besucht werden kann. Dass dies so bleiben würde, war lange nicht klar. Erst in den 1960er Jahren wurden einige Gebiete in den Park integriert, auf welchen Staudämme geplant waren. Die Naturschützer konnten auch den Bau von zusätzlichen Strassen abwenden, so dass ein grosser Teil des Parks praktisch unberührt bleibt. Wir nahmen die einzige Strasse in den Park und kurvten hinunter in die Schlucht zum South Fork King River, wo wir dann eine kleine Wanderung machten.

Der Kings Canyon ist bis zu 1’600 m tief und von einigen Viertausendern umgeben.

Video Kings Canyon.

Unser Wandergrüppchen.
Dave liess für ein Erinnerungsbild die Drohne steigen. Merci!
Fahrt durch den Kings Canyon.
Am South Fork Kings River.
Die Grizzly Falls.
Die nächsten zwei Nächte verbrachten wir ausserhalb der Parks und somit wieder in wärmeren Gefilden. Für die erste Nacht stoppten wir am Millerton Lake, wo wir auch ein Bad im kühlen Nass genossen.
Davids selbstgemachter Apfelkuchen war sehr lecker.

Im Yosemite Nationalpark

Das nächste Highlight liess nicht lange auf sich Warten: Der Yosemite Nationalpark. Aufgrund seiner grossen Anzahl an Sehenswürdigkeiten und der relativen Nähe zu Kaliforniens Zentren ist er sicher einer der bekanntesten und meistbesuchten Parks der USA.

Blick ins Yosemite Valley am frühen Morgen.
Die Felswände sind bis zu 1’000 m hoch.

Ein Teil des heutigen Parks wurde bereits im Jahr 1864 geschützt. Im Jahr 1890 erreichte dann eine von John Muir geführte Bewegung, dass das Yosemite Valley und die umliegenden Gebiete vom Kongress zum Nationalpark erklärt wurden, und so den Weg für die Gründung von weiteren Nationalparks ebnete.

Wanderung entlang des Merced River zu den tosenden Vernal Falls.
Der Mirror Lake, der schon von den ersten Touristen gegen Ende des 19. Jh besucht wurde.
Die Yosemite Falls sind dreiteilig und haben einen totale Fallhöhe von 739m, so dass sie zu den höchsten Wasserfällen der Welt zählen.
Die Upper Falls stürzen 435m in die Tiefe.
Der 2’963 m hohe Half Dome ist aufgrund seiner Halbkugelform weltbekannt und eines der Wahrzeichen des Parks.
Blick ins Yosemite Valley. Links der markante Felsvorsprung „El Capitan“ mit den bis zu 1’000 hohen Felswänden, die bei Kletterern sehr beliebt sind. Rechts der 188 m hohe Bridalveil Fall.

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Die Nationalparks

Zehn Nationalparks in vier Bundesstaaten haben wir in den letzten sieben Wochen besucht. Die Parks schützen eine riesige Vielfalt an Lebensräumen von Pflanzen und Tieren sowie Landschaften.

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