Bali: Die Insel der Götter

Wenn du mir Reis gibst, esse ich heute. Wenn du mir zeigst, wie Reis angebaut wird, esse ich jeden Tag.

Unbekannt.

Auf unserer Weiterreise durch Bali entdeckten wir auch weniger touristische Orte, wo wir einen Eindruck vom Leben der Balinesen abseits von den Touristenhochburgen erhielten. Wir wanderten durch Reisfelder, fuhren zum Schnorcheln auf die Insel Menjangan, badeten unter einem versteckten Wasserfall und Tom lernte ein paar Takte auf einem balinesischen Xylophon.

Auf der Fahrt nach Lovina machten wir am Tamblingan See einen Halt.

Reisterrassen ohne Ende

Das Landschaftsbild in Balis Innenland wird vom Reisanbau dominiert. Mit einem komplizierten Bewässerungssystem, das Subak genannt wird und bereits ab dem 9. Jahrhundert entwickelt wurde, werden die terrassierten Reisfelder je nach Wachstumsstadium des Reises geflutet oder wieder entwässert. Das Bewässerungssystem beginnt an der Wasserquelle, wo sich auch der Wassertempel befindet. Von dort aus wird das Wasser durch Kanäle, über Aquädukte und durch Tunnels zu den verschiedenen Reisfeldern geleitet, die der „Wassergenossenschaft“ angehören. Der Leiter der Genossenschaft ist dafür verantwortlich, dass jeweils zum richtigen Zeitpunkt Wasser zum richtigen Reisbauer gelangt, was eine genaue Planung voraussetzt.

Wir haben zuerst die Reisterrassen von Jatiluwih besucht. Jatiluwih ist ein kleines Dorf in einer Anbauregion, deren Subak 2012 ins UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen wurde. Es gibt dort deshalb schöne Wanderwege entlang der Bewässerungskanäle.

Die Reisterrassen von Jatiluwih.

Auf unserer kleinen Wanderung, für die wir mit unseren Wanderschuhen überausgerüstet waren, stellten wir sofort fest, dass gerade Erntezeit war. Viele Bauern schnitten mit der Sichel die Reishalme und legten diese zum Trocknen und anschliessendem Abtransport an die Sonne. Andere Felder wurden mit einem kleinen motorisierten Handpflug für die nächste Aussaat bestellt. Die Felder werden also aufgrund der Kleinteiligkeit und der Terrassierung in mühseliger Handarbeit bewirtschaftet, was wahrscheinlich ein bisschen mit unserer Alpwirtschaft verglichen werden kann, wo aufgrund der steilen Hänge auch keine grossen Maschinen eingesetzt werden können. Im Unterschied dazu werden die balinesischen Bauern wohl aber keine Subventionen von der Regierung erhalten.

Die geschnittenen Reishalme werden für den Abtransport und anschliessendem Dreschen bereit gemacht.
Überall begleitete uns das Plätschern der Bewässerungskanäle. Neben den Felder befinden sich auch verschiedene Palmenarten und Bananenstauden. Auch die Schreine für die Fruchtbarkeitsgöttin Dewi Sri fehlten natürlich nicht.

Unterwegs kamen wir ins Gespräch mit einem Reisbauer, der sehr gut Englisch sprach. Er hat uns erklärt, dass neben dem normalen Reis hier auch Roter Reis angebaut wird. Diese traditionelle Sorte ist rötlich gefärbt und ist schmackhafter als der normale weisse Reis. Er erklärte uns, dass der Rote Reis jedoch weniger rasch reife und deshalb der Ertrag geringer sei. Wir konnten dann später beim Mittagessen Roten Reis als Beilage und in Form von Reistee probieren. Hat gut geschmeckt!

In Jatiluwih erlebten wir dann den ersten starken Regen auf Bali. Es goss wie aus Kübeln und wir waren froh, dass sich das Restaurant für’s Abendessen ganz in der Nähe befand.

Auf Bali sind aufgrund des guten Klimas je nach Lage bis zu drei Reisernten pro Jahr möglich. Nach der Ernte werden die Felder gepflügt und vor dem Einpflanzen der Setzlinge wieder geflutet.
Mittagessen: ein traditionelles Gado-Gado mit Gemüse, Tempeh, Tofu, Ei und Erdnuss-Sauce in der Mitte.

Einen weiteren Stopp legten wir in Sidemen ein. Dieses Dorf liegt weiter im Südosten der Insel am Fusse des Vulkans Agung. Auch hier dominierten die Reisterrassen das Landschaftsbild. Im Gegensatz zu Jatiluwih wurde hier auf vielen Feldern jedoch auch Gemüse angepflanzt. Bohnen/Fisolen, Zwiebel, Kohl, Tomaten, Chili und vieles mehr. Unser Hotel lag an einer Sackgasse mit einigen Restaurants und anderen Hotels. Der touristische Teil des Ortes, der wohl erst in den letzten Jahren entstand, war somit etwas vom übrigen Dorf abgetrennt. Auf einer Wanderung durch die umliegenden Siedlungen hatten wir einen Einblick in das Leben abseits der Infinity Pools und hippen Restaurants der Touristenhochburgen. Ein hartes Leben!

Die Landwirtschaft ist wie oben beschrieben kaum automatisiert und die Einkommen sind sehr niedrig. So ist die Armut der von der Landwirtschaft abhängigen Leute offensichtlich. Wir haben auch erfahren, dass sich viele Bauern auf ein bestimmtes Gut, z.B. Tomaten, spezialisiert hatten, das sie an die zahlreichen Restaurants auf der Insel verkaufen konnten. Mit Covid blieben von einem Tag auf den anderen die Touristen weg und niemand brauchte mehr Tomaten in diesen Quantitäten. Die Pandemie stürzte viele Bauern und Dienstleister ins Elend. Ein Taxifahrer erzählte uns, dass er mehrmals mit der Bank verhandeln musste, um die Raten für sein Auto-Leasing auszusetzen oder zu verringern. Glücklicherweise konnte er das Auto behalten und kann nun wieder Touristen befördern.

Die Reisterrassen von Sidemen.

A propos Transport: Es gibt auf Bali praktisch keinen öffentlichen Verkehr mit Bussen oder Sammeltaxis. In den Haupttouristengebieten gibt es Gojek oder Grab, die wie Uber funktionieren. Bei Gojek kann man anstatt ein Auto auch einen Roller wählen, was wir im Süden der Insel für kurze Strecken ohne Gepäck ausprobierten. Kaum bestellt, brausten jeweils auch schon zwei Roller heran und brachten uns ans Ziel. Meistens mussten wir aber dann ein richtiges Taxi nehmen, das dann aber im Verhältnis recht teuer war. So zahlten wir manchmal doppelt soviel für die Taxifahrt zum Hotel wie für die eigentliche Übernachtung. Die Distanzen in Bali sind grundsätzlich kurz, aber die Strassen sind eng und aufgrund der Topographie müssen oft lange Umwege in Kauf genommen werden. So dauerte die Fahrt von Ubud nach Jatiluwih mit einer Distanz von 40 Kilometern fast zwei Stunden.

In Sidemen haben wir Sate Lilit mit Thunfisch probiert. Als Spiesse dienen Zitronengrasstengel.
In einem Restaurant spielten Grossvater und Enkel auf dem traditionellen Rindik, eine Art Xylophon aus Bambus. Der Grossvater erzählt, dass er das Spiel seinem Enkel während der Pandemie beigebracht hat, als die Schulen geschlossen waren. Auch Tom konnte ein paar Takte lernen.
Rindik-Konzert

Die berühmten Delfine von Lovina

Im Norden der Insel verbrachten wir zwei Tage in Lovina, einem Ort der für Delfine bekannt ist. Bereits bei unserem ersten Spaziergang am Strand wurden wir von verschiedenen Verkäufern belagert, was mit der Zeit sehr mühsam war. Uns wurde Schmuck, Obst, Taxis, Schnorchelausflüge und natürlich die berühmten Schiffstouren zu den Delfinen angeboten. Anscheinend gibt es viele Delfine, die vor der Küste leben und sich bei Sonnenaufgang von den Fischerbooten aus beobachten lassen.

Wir liessen uns dann überzeugen und fanden uns am nächsten Morgen um 6 Uhr auf einem Fischerboot wieder. Neben den berühmten Delfinen tummelten sich aber mindestens 25 Fischerboote vor der Küste und immer wenn die Delfine auftauchten, jagten alle Boote hinterher. Uns hat dann eigentlich der Sonnenaufgang am besten gefallen, die Delfine haben uns Leid getan. Natürlich waren wir auch Teil des Problems… Es wäre viel schlauer, die Touristen auf ein oder zwei grössere Boote zu verteilen, denn manchmal waren nur zwei Personen auf einem Boot.

Ausflug zu den Delfinen, leider gab’s mehr Boote als Delfine, der Sonnenaufgang hat uns jedoch sehr gefallen.

Von Lovina aus machten wir einen Tagesausflug zur Insel Menjangan im West Bali Nationalpark. Wir fuhren zuerst der Küste entlang nach Pemuteran und von dort mit einem Boot zur Insel, wo wir zum ersten Mal schnorcheln gingen. Das Wasser war glasklar und es gab viele farbige Korallen. Wir sahen viele tropische Fische und dann als Highlight eine riesige Wasserschildkröte. Mittagessen gab es an einem schönen Strand auf der Insel mit Blick auf die Vulkane von Java. Der Park liegt nämlich ganz im Nordwesten von Bali und ist nur von einer schmalen Meerenge von Java getrennt.

Seestern beim Schnorchelausflug nach Menjangan.
Mittagessen am schönen Strand, im Hintergrund die Vulkane von Java.
Sonnenuntergang in Lovina.
Auf dem Schnorchelausflug lernten wir Séverine aus Lausanne kennen und trafen sie am Abend auf einen Drink am Strand.

Wasserfälle und Rutsche in Sekumpul

Sekumpul ist ein kleines Dorf in den Bergen, das bekannt für seine Wasserfälle ist. Wir erhielten auf der Schnorcheltour einen Tipp für ein kleines Bed & Breakfast, das wir sogleich buchten. Ein kleines Juwel mit Blick auf die bewaldeten Berghänge und auf das Meer in der Ferne. Kadek und seine Familie waren sehr nett und wir fühlten sehr willkommen. Die wunderschönen Sekumpul Wasserfälle erreichten wir nach einem kurzen, relativ steilen Fussmarsch. Zuerst gingen wir jedoch zum „Hidden Waterfall“, wo wir im Becken unter dem Wasserfall baden gingen. Wir waren ganz alleine und genossen die mystische Atmosphäre.

Die Sekumpul Wasserfälle mitten im Dschungel.
Den versteckten Wasserfall hatten wir ganz für uns.

In Sekumpul werden neben Reis auch Kaffee, Kakao, Nelken, Vanille und viele andere Gewürze angebaut. In einem kleinen Restaurant haben wir lokale Spezialitäten probiert und kamen mit der Besitzerin ins Gespräch. Sie offerierte uns spontan eine Kaffee- und Tee-Degustation. Wir konnten unter anderem Kaffee mit Vanillearoma und Tee mit Zitronengras probieren. Alles biologisch angebaut aus ihrem Garten. Wir fragten dann auch nach dem lokalen Schnaps „Arrak“, der aus Reismaische und Zuckerrohr destilliert wird. Prompt holte sie beim Cousin eine Flasche und liess uns den Schnaps zuerst pur und dann mit Limettensaft und Honig kosten. Hat uns so ein bisschen an Tequila erinnert.

Feine Kaffee- und Tee-Degustation. Danach gab’s noch einen Arrak.

Am nächsten Morgen fuhren uns Kadeks Sohn und dessen Cousin mit zwei Rollern zur natürlichen Wasserrutsche ein paar Dörfer weiter in Lemukih. Bereits die Fahrt war ein richtiges Abenteuer. Der Pfad wurde immer schmaler und steiler, so dass wir sicher nicht mit einem Roller darauf gefahren wären. Wir kamen jedoch problemlos am Ziel an.

Mit dem Roller ging es über schmale Pfade und Brücken zur Wasserrutsche.

Ein kleiner Bach hat hier in Lemukih eine natürliche Wasserrutsche geschaffen. Auf alten Rollerreifen konnten wir uns hier im kühlen Nass inmitten eines schönen Gartens austoben. Nach der Rutsche spazierten wir wiederum entlang von schönen Reisfeldern zu einem kleinen Wasserfall, wo wir noch ein paar Sprünge wagten.

Die natürliche Wasserrutsche von Lemukih.
David auf der Wasserrutsche.
Durch frisch angepflanzte Reisfelder spazierten wir zum Wasserfall.

Pura Besakih, der heiligste aller Hindutempel auf Bali

Auf fast 1´000 m über Meer, am Fusse des Agung Vulkans, befindet sich der Pura Besakih, Balis grösster und heiligster Tempelkomplex, der aus 23 miteinander verbundenen Tempeln besteht. Wir erhielten beim Eingang einen giftgrünen Sarong, der für den Besuch von Tempeln und offiziellen Gebäuden (z.B. Immigrationsbüro, wo wir für eine Visaverlängerung hin mussten) obligatorisch ist.

Im schicken Sarong bereit für den Tempelbesuch. Im Hintergrund der Agung, der höchste Berg auf Bali.
Das Candi Bentar (gespaltene Tor) ist das Eingangstor zum Tempel, das jedoch nur von Gläubigen benutzt werden darf.

Wir besichtigten mit einem Guide die drei wichtigsten drei Tempel des Komplexes und genossen von verschiedenen Orten eine grandiose Aussicht auf die Anlage. Es ist unklar, wann der Tempel gegründet wurde. Einige Stufenpyramiden wurden auf ein Alter von etwa 2’000 Jahre datiert. Erwiesen ist, dass es sicher ab 1284 ein hinduistischer Tempel war.

Die aufsteigenden Meru Türme bringen die Gläubigen näher zum heiligen Berg Agung.

Beim Ausbruch des Vulkans Agung 1963 wurden etwa 1’700 Menschen getötet. Auch der Tempel war in grosser Gefahr, den Lavaströmen zum Opfer zu fallen. Die Lavaströme verfehlten den Komplex schliesslich nur um wenige Meter, was von den Balinesen seither als grosses Wunder betrachtet wird.

Mystische Stimmung beim Pura Besakih.

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Zurück in Ubud

Vor unserer Weiterreise auf Balis Nachbarinsel Lombok machten wir noch einmal einen Zwischenstopp in Ubud. Wir gönnten uns eine tolle balinesische Massage, die sprichwörtlich an jeder Ecke angeboten wird, und trafen am Abend Céline, eine Bekannte aus Zürich. Sie kennt Bali ausgezeichnet und hat uns vorgängig viele Tipps gegeben. Es war ein super Zufall, dass sich unsere Wege hier gekreuzt haben und wir einen gemeinsamen Abend verbringen konnten. Wir freuen uns bereits auf ein Wiedersehen in Zürich.

Gemeinsamer Abend mit Céline in Ubud.

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