Bogotá: pulsierende Metropole auf 2’640 m

Unsere letzte Station in Kolumbien war die Hauptstadt Bogotá, wo wir mehrere Tage verbrachten. Wir erkundeten verschiedene Viertel der riesigen Stadt und besuchten auch eine unterirdische Salzkathedrale in einem alten Bergwerk. Zurück bleibt in der Stadt auch Davids Handy, das beim Busfahren gestohlen wurde.

Die Hauptstadt

Mit über 7.5 Millionen Einwohner ist Bogotá die mit Abstand grösste Stadt Kolumbiens. Sie liegt in der Hochebene Sabana de Bogotá auf 2’640 m. Die für uns unvorstellbaren Dimensionen liessen sich dank unserem Ausflug auf den Hausberg Monserrate erahnen.

Aussicht vom Hausberg Monserrate (3’152 m) über den Stadtkern mit den Hochhäusern und den Regierungsgebäuden, auf dem Bild ist jedoch nur ein Bruchteil der Stadt sichtbar.
Nach einer Fahrt mit einer Schweizer Luftseilbahn aus dem Jahr 1955 (Kabine von Von Roll Bern und Elektrik von BBC Baden) erreichten wir den Gipfel des Monserrate hoch über Bogotá.

In Nord-Süd-Richtung erstreckt sich die Stadt über fast 50 Kilometer. Im Osten wird sie durch eine Bergkette begrenzt, wozu auch der Monserrat gehört. Das Zentrum und die wohlhabenderen Viertel (Chapinero), sind entlang dieser Bergkette im Osten zu finden. Aber schon von unserem Hotel in Chapinero ins Zentrum brauchten wir mit dem Bus über 50 Minuten und mit dem Taxi über eine halbe Stunde, obwohl die Fahrt nur einen Miniteil der Stadt abdeckte.

Nach Westen erstreckt sich die Stadt noch ewig weit, was wir erst so richtig am letzten Tag bei der Fahrt zum Flughafen realisiert haben. Dort weit weg vom Zentrum finden sich aber nicht nur Vorstädte, sondern wieder riesige Stadtteile mit Hochhäusern, grossen Strassen und moderner Infrastruktur.

Zahlreiche alte Häuser, manchmal ganze Strassenzüge, erinnerten uns an England.
Wir spazierten durch die schönen und architektonisch abwechslungsreichen Quartiere des wohlhabenden Stadtteils Chapinero, wo sich auch viele Hotels, Restaurants, Bars und Shopping Center befinden.

Wir sahen zwar einige arme, heruntergekommene Gegenden, aber waren auch überrascht, wie viele „normale“ Viertel wir vorfanden. Die Häusern und Wohnungen dort gehörten sicher nicht zu den Luxusherbergen der Oberschicht (wovon es natürlich auch einige gab), aber auch nicht zu den Armenvierteln, was auf eine doch vergleichsweise ausgeprägte Mittelschicht hindeutet.

Schön beleuchtetes Geschäftshaus beim Parque 93.

Die Geschichte, …

Natürlich stand wieder eine Free Walking Tour durchs Zentrum, dem Quartier „La Candelaria“, auf dem Programm. Auch in Bogotá sind viele Gebäude aus dem 18. und 19. Jahrhundert im Kolonial- wie auch im republikanischen Stil zu finden. Genau wie in anderen Städten wird hier auch den Helden der Unabhängigkeit und anderen wichtigen Persönlichkeiten mit Plätzen, Strassennamen und unzähligen Statuen gedacht.

In „La Candelaria“ gibt es noch viele Häuser im Kolonialstil. Ausserdem befinden sich hier zahlreiche wichtige Museen und kulturelle Einrichtungen.
Parque de los Periodistas zu Ehren des bekannten Schriftstellers Gabriel García Márquez.

In den Helden der Unabhängigkeit liegt aber auch der Ursprung der politischen Probleme Kolumbiens im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Der heute überall in Südamerika verehrte Simón Bolívar begründete eine konservative Strömung und wandelte sich immer mehr zum Diktator, sodass er schliesslich eher unheldenhaft abdanken musste.

Durch dieses Fenster flüchtete Simón Bolívar nach einem gescheiterten Attentat aus seiner Residenz, nachdem er sich zum Diktator erklärt hatte.

Seine Verbündeter und späterer Gegenspieler war Francisco de Paula Santander, der die liberale Strömung begründete. Die beiden Parteien wechselten sich auf meist eher undemokratische Weise an der Regierung ab, bis sie irgendwann die Macht halbwegs aufteilten. Das begünstigte aber den Aufstieg radikaler (grossteils) linker Gruppierungen, die keinen „demokratischen“ Weg zur Macht hatten. Dazu zählt auch die kommunistische Guerillagruppe FARC, die wir in früheren Reiseberichten schon im Zusammenhang mit dem unendlichen Bürgerkrieg erwähnt hatten.

Ein Hochhaus im Zentrum von Bogotá.

Uns war auch nicht bekannt, wie wichtig Kolumbien für Smaragd-Abbau und -Handel ist. An einem Platz vor der offiziellen Smaragd-Börse stehen auch zig ältere, gut gekleidete Männer und handeln den ganzen Tag mit den Edelsteinen. Ohne Hinweis des Guides hätten wir das aber nicht mitbekommen, da es sehr diskret abläuft.

Der inoffizielle Smaragd-Handel wird auf einem Platz in der Innenstadt betrieben – dieser ist fest in Männerhand.

Beeindruckt waren wir vom Hauptplatz, Plaza de Bolívar, an dem Parlament, Hauptkathedrale und Justizpalast zusammen kommen. Solche riesige, repräsentative Plätze fehlten in den bisherigen Städten Kolumbiens. Alle Gebäude sind in unterschiedlichen Stilen gehalten, durch die Verwendung des selben Baumaterials, bilden Sie jedoch ein spannendes Ensemble.

Das Parlamentsgebäude auf dem Plaza de Bolívar.
Im Hintergrund die Kathedrale von Bogotá.
In der Seitengasse neben der Kathedrale befinden sich viele traditionelle Restaurants. Dieses hier heisst „Die falsche Tür“, da es hier verborgene Türen aus der Kathedrale gab, durch welche sich die Männer früher gegen 11 Uhr aus der unendlich langen Messe schlichen um sich zu verpflegen.

Auch das Teátro Colón (Kolumbus-Theater) wurde uns vom Guide an Herz gelegt. Im neoklassischen Stil erbaut, beherbergt es einen klassischen, 5-stöckigen Theatersaal voll mit Logen. Spontan ergatterten wir (sehr günstige) Tickets für die erste Konzert der Saison des nationalen Sinfonieorchesters von Kolumbien.

Der wunderschöne Saal des Teátro Colón, wo wir spontan ein klassisches Konzert besuchten.

… das Gold,

Sehr wichtig für Kolumbien (und die spanischen Eroberer) war Gold. Im wirklich toll gemachten Museo del Oro (Goldmuseum) erfuhren wir mehr über die Bedeutung und Geschichte von Gold in der präkolumbianischen Ära und die einzelnen indigenen Völker Kolumbiens.

Das Gold hatte bei den präkolumbianischen Völkern eine rein zeremonielle und kulturelle Bedeutung (z.B. Schmuck, Figuren oder Grabbeigaben) und wurde nicht als Zahlmittel verwendet.

Anhand der Goldfiguren und Schmuckstücke kann man heute erkennen, was für die unterschiedlichen Völker von Bedeutung war, wie Lebensmittel, Werkzeuge oder Tiere.

Schmuck eines Volkes, das in einer Region an der Küste lebte, da auch Muscheln als Schmuck verwendet wurden.

… und das Salz

Ein Grund, dass die Spanier Bogotá als Hauptstadt wählten, war seine schon vorher grosse Bedeutung aufgrund der Salzvorkommen in der Umgebung. Wie bei uns, war Salz in frühen Kulturen ein wichtiges Handelsgut.
Kleiner Exkurs: Der zweite Grund für Bogotá als Zentrum ist das Wetter. Bogotá hat über das ganz Jahr konstant zwischen 15-20 Grad mit mehr oder weniger Regen, was den Spaniern sehr behagte. Da wir anderes gewöhnt waren, erlebten wir die Stadt als eher kühl, vor allem weil auch Restaurants oder Hotelzimmer überhaupt nicht gedämmt sind und alles gleich wie in warmen Städten aufgebaut ist.

Aber zum Salz: Ca. 45 Kilometer nördlich von Bogotá liegt die Stadt Zipaquirá, wo sich ein riesiges Salzbergwerk befindet. Im Salzbergwerk wurden eine riesige, unterirdische Kathedrale sowie ein Kreuzweg errichtet, die man als einfachen Tagesflug besuchen kann.

Das Hauptschiff der Kathedrale mit dem riesigen eingearbeiteten Kreuz hinter dem Altar. Die erste Salzkathedrale aus dem Jahr 1954 musste 1990 aufgrund von Sicherheitsmängeln geschlossen werden. Die neue Kathedrale wurde 1995 eingeweiht.
Im Hauptschiff befinden sich vier grosse Säulen, die in das Steinsalz eingearbeitet wurden.
Die Statuen sind nicht aus Steinsalz gemeisselt, da das Material zu spröde für feine Figuren wäre.

Auch die Stadt selbst hat einen schönen, kolonialen Kern zu bieten, ausserhalb davon ist es aber eine eher hässliche Stadt.

Die „normale“ Kathedrale am wunderschönen Hauptplatz von Zipaquirá.

Unser Bogotá

Obwohl wir mehrere Tage in Bogotá verbrachten, verging die Zeit wie im Flug, da wir auch noch ein paar Vorbereitungen für die Weiterreise (wie Covid-Tests) zu erledigen hatten. Der oben bereits erwähnte Diebstahl von Davids Handy beanspruchte dann auch einige Zeit. Im lauten Gedränge beim Einsteigen in einen Metrobus wurde sein Handy im Tumult aus der zugezippten Hosentasche entwendet, was erst auffiel, nachdem die Türen geschlossen und der Bus losgefahren war. Zum Glück war fast alles gut gesichert und ein Ersatzhandy war auch bald organisiert, das aber Davids geliebtes Pixel nicht richtig ersetzen kann.

Mit jedem Tag entdeckten wir etwas mehr von Bogotá und uns gefiel die Stadt auch immer besser. Wir hatten unser Hotel wieder in der reicheren und sichereren Gegend, aber es dauerte etwas, bis wir die etwas weniger sterilen und durchgestylten Ecken entdeckten.

Und auch wieder ein Schokokuchen-Highlight haben wir in entdeckt: Noch besser als in Medellín und deshalb gleich an drei Tagen verspeist.
Gemütlich war´s in diesem schönen Café.
Einmal gönnten wir uns auch das Lokalgericht „Ajiaco“ eine Art Kartoffel-Hühnersuppe mit verschiedensten Einlagen.
Auch ein Abendessen in einem Restaurant in Chapinero mit schöne Atmosphäre hat nicht gefehlt.

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Unser Kolumbien

Wie erwähnt war Bogotá die letzte Station in Kolumbien und wir verlassen das Land begeistert. Die netten Menschen, die abwechslungsreichen Städte, die grüne, hügelige Landschaft, wie auch die spannende (und tragische) Geschichte haben uns über einen Monat das Reisen versüsst. Trotz des Diebstahls haben wir uns nie wirklich unsicher gefühlt oder gefährliche Situationen miterlebt.

Das Land bietet eine grossteils gute Infrastruktur (abgesehen von fehlenden Schnellstrassen und eher langsamem Internet), ist für uns sehr günstig zu bereisen und bietet viel fürs Geld. Wir haben auch einiges an Armut gesehen, von kleinen, erbärmlichen Häusern bis zu vielen Obdachlosen in den Städten, jedoch auch eine recht gut funktionierende Wirtschaft, die vielen Leuten Jobs bietet und auch eine nicht zu verachtende Mittel- und Oberschicht hervorgebracht hat.

Auf was man nicht zählen kann ist, dass jemand Englisch spricht. Auch hier haben uns wieder Toms Spanischkenntnisse sehr weitergeholfen. Jetzt freuen wir uns auf einen neues Land und neue Abenteuer in Argentinien mit dem Start in Buenos Aires.

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