Auf zur Pirateninsel Coiba

Wer denktAbenteuer seien gefährlich, der sollte es mal mit Routine versuchen: die ist tödlich.

Paulo Coelho

Panama ist von überschaubarer Grösse, weshalb Berge und Meer nie weit voneinander entfernt sind. So haben wir unser Hin- und herspringen fortgesetzt und sind aus der Region um Boquete wieder ans Meer gefahren, wo wir zwei Nationalparks besucht haben.

Boca Chica und der Meeres-Nationalpark „Golfo de Chiriquí“

Panamas Küsten an der Karibik und am Pazifik sind zusammen 2’490 km lang, teilweise schwer erreichbar und vom Massentourismus grösstenteils verschont. Als nächstes Ziel haben wir uns das sehr kleine Dörfchen Boca Chica mit nur rund 450 Einwohnern an der westlichen Pazifikküste ausgesucht. Das Dorf ist der Ausgangspunkt, um den Meeresnationalpark des Golfes von Chiriquí zu erkunden und zieht aufgrund der üppigen Fischgründe auch viele Sportfischer an.

Die Anreise aus Boquete war eigentlich nicht so weit, hat aber trotzdem länger als erwartet gedauert. Im zweiten Bus nach Horconcitos hatten wir eine kurze Schrecksekunde, nachdem der Bus bei der Abzweigung von der Interamericana zwar anhielt, aber dann wieder auf diese einbog und nicht in Richtung Horconcitos fuhr. Tom ist dann durch den ganzen Bus gerannt, um den Chauffeur zu fragen, wo er jetzt hinfahre, was die anderen Fahrgäste sehr amüsiert hat. Es hat sich dann herausgestellt, dass dieser Bus nicht direkt fuhr, sondern noch einige andere Dörfer abdeckte, so dass wir einige Zeit durchs Land tuckerten. In Horconcitos haben wir dann in einem panamaischen Restaurant eine Mittagspause gemacht und auf das Collectivo (meistens Toyota Hiace-Busse) gewartet. Das Collectivo war die älteste Klapperkiste, die wir bisher gesehen haben, so dass sich auch die letzten 15 km nach Boca Chica noch zogen. Nach einer Abkühlung im Pool haben wir uns dann Boca Chica angeschaut, das aufgrund des Muttertags (8. Dezember), der in Panama sehr wichtig ist, mit vielen feiernden Familien bevölkert war.

Für den nächsten Morgen haben wir uns eine Bootstour zum Meeres-Nationalpark „Golfo de Chiriquí“ gebucht. Neben uns war nur ein Paar aus Nizza dabei. Peto, der Kapitän, hat uns am Quai abgeholt und schon waren wir im kleinen Boot unterwegs in Richtung Nationalpark. Der Meeres-Nationalpark umfasst 25 zum Teil grössere Inseln und 19 Korallenriffe. Er ist bekannt für Hammerhaie, Riffhaie, Meeresschildkröten und im Spätsommer für die Beobachtung von Buckelwalen, die hier ihre Jungen zur Welt bringen. Den ersten Stopp machten wir an einem traumhaften Strand auf der Insel Bolaños. Einen so paradiesischen Ort haben wir definitiv nicht erwartet. Am Strand konnten wir Leguane, Krabben und Hunderte von Einsiedlerkrebsen beobachten.

Am Strand von Bolaños
Nachdem dieser Leguan mit einem Artgenossen gekämpft hatte, ist er wieder in den Wald verschwunden.
Nie direkt unter eine Kokospalme liegen! Diese Kokosnuss fiel in der Nähe der Franzosen herunter und Frédéric hat es geschafft, sie dank seinem Schweizer Sackmesser zu knacken. Damit hatten wir dann auch unser Dessert.
Krebse bei der Arbeit
Einfach nur glücklich

Zum Mittagessen machten wir auf der deutlich grösseren Insel Paridas Halt. Wir haben uns frischen Fisch und ein kühles Bierchen gegönnt. Am Nachmittag besuchte wir die wunderschöne Insel Gamez. Bei den Sandstränden ragen jeweils viele Kokospalmen empor, sonst sind die Inseln von dichtem Wald bewachsen und es gibt auch Sümpfe mit Mangroven.

Aussicht vom Restaurant auf Paridas – daran könnte man sich gewöhnen.
Letzter Stop vor der Rückfahrt auf der Insel Gamez

Peto setzte uns dann auf der grossen Insel Boca Brava ab, die gerade vor Boca Chica liegt. Dort hatten wir uns zwei Nächte in einer Lodge eingebucht. Die Aussicht vom Restaurant auf die umliegenden Inseln war grandios, es gab sogar eine kleine Aussichtsplattform auf dem Dach. Der Besitzer hat uns erzählt, dass er die Covid-Krise nur finanziell bewältigen könne, weil er nun wieder im Bau arbeite. Die Touristenzahlen seien noch extrem tief und der Betrieb des Hotels lohne sich eigentlich nicht.

Aussicht vom „Mirador“ auf dem Dach des Restaurants

Am nächsten Tag erkundeten wir die Umgebung und verbrachten einige Stunden an einem kleinen Sandstrand. Glücklicherweise war das Essen in unserem Hotel sehr fein und wurde immer frisch zubereitet, denn es war die einzige Verpflegungsmöglichkeit in Gehdistanz.

Auf dem Weg zum Strand
Den Strand hatten wir fast die ganze Zeit für uns alleine.

Santa Catalina und die Pirateninsel Coiba

Die Weiterreise, nun wieder in Richtung Osten, war nicht ganz einfach, weil wir eine Verbindung verpassten. Wir haben uns dann für das letzte Teilstück nach Santa Catalina mit zwei Backpackerinnen ein Taxi geteilt. Santa Catalina ist bekannt für den Surfstrand und als Ausgangspunkt für Auflüge zur Insel Coiba. Das Dorf ist für seine Grösse sehr touristisch und von zahlreichen Backpackern bevölkert.

Pause an der Busstation, als wir uns auf 2.5 Stunden Wartezeit eingestellt hatten

Nach der Ankunft haben wir einen längeren Spaziergang zur Playa El Estero gemacht, die bei den Surfern sehr beliebt ist. Das Dorfzentrum ist sehr klein, auf dem Weg zum anderen Strand gibt es dann immer wieder einzelne kleine Hotels und Restaurants.

Und es gibt zwei Telefonzellen…
Bei der Dorfjugend ist Fussball sehr beliebt, bei Ebbe auch am Strand.
Flussmündung bei der Playa El Estero

Schnell haben wir in Santa Catalina unsere Lieblingslokale gefunden. Das Restaurant Tiki mit tollen Gerichten und einer Bar sowie das französisch angehauchte Café „Panachocolat“, wo es sehr feines Baguette gab. Ja, das heimische Brot fehlt uns schon jetzt…

In der Tiki Bar gab es sogar einen richtig guten Negroni, da die Mitbesitzerin Napolitanerin ist.

Wir sind ja aber nicht wegen dem kulinarischen Angebot nach Santa Catalina gekommen, sondern weil wir einen Schnorchel- oder Tauchausflug zum Meeres-Nationalpark Coiba machen wollten. Der Nationalpark gilt als einer der grössten maritimen Nationalparks weltweit und ist auch ein UNESCO-Welterbe. Wir haben uns bei verschiedenen Tauchshops umgesehen und uns dann für einen Tauchausflug entschieden.

Die Insel Coiba, die grösste Insel an der Pazifikküste der Amerikas, hat eine lange Geschichte hinter sich. Sie war schon in der präkolumbianischen Zeit durch den Cueva-Stamm bewohnt, der für seine Krieger und erfahrene Segler bekannt war. Im 16. Jahrhundert wurde die Insel von den Spaniern entdeckt und die Einwohner wurden als Sklaven an die Goldminen in Darien im Osten Panamas verkauft. Die nun unbewohnte Insel diente danach französischen und englischen Piraten und Seeräubern als Versteck, welche es auf spanischen Schiffe mit Gold aus Südamerika abgesehen hatten.

Erst ab 1900 liessen sich auf der Insel Perltaucher nieder, bis 1919 eine Strafkolonie eröffnet wurde und die Taucher vertrieben wurden. Über die Zeit der Strafkolonie gibt es viele dunkle Geschichten, es mangelte dort ja weder an Haien noch an Krokodilen. Die positive Seite der jahrzehntelangen Abschottung der Insel aufgrund des Gefängnisses war jedoch, dass die Insel bis zur Schliessung der Strafkolonie im Jahr 2004 praktisch unberührt blieb und Heimat von äusserst vielen Tier- und Pflanzenarten blieb. Bereits im Jahr 1991 wurde der Coiba Nationalpark gegründet, der die Insel Coiba, 38 kleinere Inseln und Korallenriffe umfasst und schützt. Auf der Insel gibt es keine fixen Übernachtungsmöglichkeiten, nur geführte Touren können mit Genehmigung auf Coiba campen.

Beim Tauchshop trafen wir am Morgen früh unsere kleine Gruppe für den Tag, ein Paar aus Berlin und einen Tschechen. Nachdem wir unsere Ausrüstung anprobiert hatten (Davids Neoprenanzug hatte schon bessere Zeiten hinter sich, aber er sei ja zum Schutz vor Quallen und nicht wegen der Temperatur) gingen wir zum Strand, wo wir das Boot bestiegen. Das Meer war sehr ruhig, weshalb die einstündig Fahrt entlang der dicht bewaldeten Küste sehr schön war und flott voranging.

Am ersten Tauchplatz angekommen, machten wir uns bereit und tauchten in die Unterwasserwelt ab. Unsere GoPro mussten wir leider im Boot lassen, da wir am Boot bemerkten, dass wir kein Gehäuse für über 10m Tiefe hatten. Schon bald haben wir den ersten Weissspitzenhai gesehen. Es folgten Fischschulen, eine Schildkröte, Moränen, Papageienfische und weitere Haie. Wirklich eindrücklich, neben so grossen Haien vorbei zu schwimmen!

Danach machten wir auf der traumhaften kleinen Insel Ranchería (oder Coibita) eine Pause. Dort gibt es auch einen Ableger des tropischen Forschungsinstituts Smithsonian. Zuerst gingen wir zur kleinen, hinter dem Palmenstrand gelegenen Lagune, wo wir auch gleich eines der Krokodile sahen, von denen uns der Guide erzählte. Ja, wir hofften, dass es auch dort im Wasser bleibt…

Der Palmenstrand auf der Insel Ranchería
Eines der Krokodile auf der Insel

Beim zweiten Tauchgang sahen wir gleich zu Beginn einen Stachelrochen und wiederum viele Haie. Unsere Schnorchelkollegen sahen sogar einen Hammerhai! Leider konnten wir aber auf diesem Ausflug nicht auf die Insel Coiba selbst, mehrtägige Touren sind aufgrund Covid aktuell nicht möglich.

Am Abend haben wir in unserem sehr schönen Hostel Laura und Samira getroffen und noch ein paar Runden „Qwirkle“ gespielt, das natürlich auch auf dieser Reise nicht fehlen darf. Dies war bereits unser letzte Abend in Santa Catalina. Am nächsten Morgen wollten wir den 8-Uhr-Bus erwischen.

Qwirklen mit Laura und Samira
Die drei Wochen alte Hostel-Katze Luna war der Star bei allen Gästen
Den Bus haben wir locker erwischt, da wir wieder mit den Hühnern aufgestanden sind (nota bene, Hühner und Hähne sind ÜBERALL und krähen jeden Morgen um die Wette).

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