Wein, Salz und Kakteen

Humor ist das Salz der Erde, und wer gut durchgesalzen ist, bleibt lange frisch.

Karel Capek

Der Nordwesten von Argentinien hat landschaftlich und kulturell extrem viel zu bieten. Wir haben neben der Stadt Salta auch Weingüter und die farbige Schlucht „Quebrada de las Conchas“ bei Cafayate besucht, eine auf über 4’000 m gelegene mehrfarbige Hügelkette erwandert und die Weite des grossen Salzsees genossen.

Geschrumpft auf dem Salzsee.

Salta

Unsere Reise durch Argentinien führte uns weiter in den Nordwesten in die Provinzen Salta und Jujuy. Die Provinzhauptstadt Salta hat einen sehr schönen Kern mit Kolonialbauten und einen grossen Hauptplatz mit der Kathedrale und vielen Restaurants.

Eigentlich wollten wir nur kurz in Salta bleiben, haben uns dann aber spontan umentschieden, die bekannte Weinregion Mendoza auszulassen und dafür mehr von dieser Region zu erkunden. Nicht ganz unschuldig daran ist Toms Musikkollegin Petra, die schon im Vorfeld extrem von Salta geschwärmt und uns auch viele Tipps gegeben hat.

Wie immer wollten wir in Salta wieder eine Free Walking Tour machen, um uns einen Überblick über die Stadt zu verschaffen. Wir warteten pünktlich um 18 Uhr vor der Kathedrale auf den Guide. Als nach einer Viertelstunde immer noch niemand in Sicht war und die Tour nicht stattzufinden schien, kamen wir mit Adam aus Toronto ins Gespräch, der sich auch der Tour anschliessen wollte. So landeten wir dann mit ihm auf einer Terrasse und tauschten bei einem Drink unsere Reiseerfahrungen aus. Die Stadt haben wir dann auf eigene Faust erkundet.

Die Kathedrale von Salta am Hauptplatz „Plaza 9 de Julio“.
Gebäude im Kolonialstil in Saltas Innenstadt.
Basilica de San Francisco.

Mit dem Drahtesel auf Weintour

Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Bus ins ungefähr 200 km südlich gelegene Städtchen Cafayate. Bereits während der Busfahrt kamen wir nicht mehr aus dem Staunen heraus. Die Strasse führte zuerst durch eine grüne, landwirtschaftlich genutzte Ebene und dann über weite Strecken durch ein von roten und ockerfarbenen Felsen geprägtes enges Flusstal, bevor sich das Tal kurz vor Cafayate wieder öffnete.

Am Abend spazierten wir von unserem Hostel ins Zentrum und mieteten unterwegs gleich noch Velos für eine gemütliche Tour zu den Weingütern in der Umgebung. Im Restaurant degustierten wir dann noch den lokalen Weisswein aus der Traube „Torrontés“, die vom europäischen Muskateller abstammt. Eine wahre Gaumenfreude!

Ein Glas Torrontés aus Cafayate zum Apéro.

Nach dem Frühstück fuhren wir gutgelaunt und bei strahlendem Sonnenschein los. Die Fahrt zum ersten, rund 5km entfernten Weingut „Domingo Molina“ war dann aber anstrengender als erwartet. Es ging stets bergauf, der Feldweg war sandig und voller Löcher und auch einen Bach mussten wir noch durchqueren. Dafür fuhren wir durch eine spektakuläre Landschaft mit riesigen Kakteen und felsigen Bergketten.

Auf dem Weg mit dem Velo zum Weingut.

Beim Weingut „Domingo Molina“ angekommen, genossen wir die tolle Aussicht auf das Tal und starteten auch gleich mit der Degustation. Ausser uns war nur eine zweite, kleine Gruppe dort und die Degustation war überhaupt nicht kommerziell. Hier entdeckten wir auch die Rotweinsorte „Tannat“, die im positiven Sinne sehr tanninhaltig und geschmackvoll ist.

Die Aussicht vom Weingut auf das Tal
Im Nordwesten Argentiniens ist die Kakteenart „Cardón“ beheimatet. Diese riesigen Kakteen wachsen auf Höhen bis zu 3’400m und werden 250-300 Jahre alt.
Empanandas als kleine Stärkung und Unterlage, DER Snack in Argentinien.

Danach ging es weiter zum in der Nähe gelegenen Weingut „Piattelli“. Dieses Weingut gehört einer amerikanischen Firma und beim Bau der Gebäude wurden keine Kosten gescheut. Leider hatte Davids Velo kurz vorm Hauptgebäude einen Totalschaden mit gerissener Kette und abgebrochener Schaltung. So sassen wir dort fest, konnten aber nach kurzer Wartezeit einen Tisch im Restaurant ergattern, obwohl wir keine Reservation hatten. Da haben wir uns gleich ein „Asado“ (Grillplatte) mit einem feinen Glas Malbec gegönnt. Die Atmosphäre war einfach toll und die Zeit ist wie im Flug vorbeigegangen.

Eingangsbereich des Restaurants vom Weingut Piattelli.
Ein Hauch von Südfrankreich.

Wanderung in der Quebrada de las Conchas

Weiter haben wir uns eine Tour mit einer Wanderung durch die rund 20km entfernte Quebrada de las Conchas (Schlucht der Muscheln) gebucht. Pünktlich um 8.30 Uhr wurden wir von Alejandro abgeholt und sind mit dem uralten, klapprigen Fiat Uno zum Ausgangspunkt der Wanderung gefahren. Er hat uns unterwegs erzählt, dass er seinen neuen Renault Logan (bei uns Dacia Logan) während der Pandemie zu einem schlechten Preis verkaufen musste, damit er für sich und die Familie Nahrungsmittel kaufen konnte. Dies zeigte uns einmal mehr, wie hart viele Länder von der Coronakrise und den jeweiligen strengen Lockdowns getroffen wurden.

Eingangsbereich der Schlucht, am Morgen noch angenehm kühl.
Einsam unterwegs in der kargen, spektakulären Landschaft.
Die verschiedenfarbigen Gesteinsschichten entstanden in der Kreidezeit durch Ablagerungen und die Erosion schuf über die Jahrtausende wunderschöne Felsformationen.
Kurze Pause im sogenannten Anfiteatro.

Richtung bolivianische Grenze

Nach einem Übernachtungsstopp in Salta fuhren wir mit dem Bus in Richtung Norden ins 175km entfernte Städchen Tilcara, das auf 2’450 m liegt. Dieser Touristenort in der Provinz Jujuy war ein guter Ausgangspunkt für den Besuch der Serranía de Hornocal (farbige Felsformation) und den Salinas Grandes (Salzsee).

Hier war der Einfluss der indigenen Andenvölker gut spürbar, unter anderem auch auf der Speisekarte, und erinnert an Bolivien und Peru. Wir probierten gleich am ersten Tag einen Lamaeintopf, der uns sehr gut schmeckte. Das Lamafleisch wurde lange geschmort, ähnlich einem Gulasch.

In Tilcara bestellten wir uns diesen köstlichen Lamaeintopf.
Beim Konzert einer Folklore-Gruppe kam auch ein ganz spezielles Alphorn zum Einsatz.

Serranía de Hornocal

Für den Besuch der bekannten Felsformation Serranía de Hornocal entschieden wir uns gegen eine voll durchorganisierte Tagestour, auf welcher unterwegs an jedem Unabhängigkeitsdenkmal und jeder kleinen Töpfereiwerkstatt gestoppt würde, und buchten und einen privaten Guide, der uns zur Serranía de Hornocal fuhr, wo wir dann eine Wanderung machen sollten. Die Fahrt führte uns über die Ruta 9 nach Humahuaca, wo dann eine Bergstrasse zum auf 4`350 m gelegenen Aussichtspunkt führte.

Im Hintergrund die berühmte, farbige Felsformation. Auf 4’350m war die Luft dünn, was sich beim aufwärts gehen deutlich bemerkbar machte.

Oben angekommen meinte der Guide dann, dass wir jetzt 3-4 Stunden wandern können, er mache ein Nickerchen im Auto. Das war natürlich nicht so vereinbart. Wir hatten in der Agentur eine geführte Tour gebucht, weil es ja auch keine gekennzeichneten Wege gab. Es stellte sich dann auch heraus, dass der uns in der Agentur vorgeschlagene Weg nach unten in die Schlucht zu diesem Zeitpunkt gar nicht passierbar war. Wir machten dann auf eigene Faust eine Rundwanderung auf dem Plateau, die tolle Aussichten bot und fernab von allen Touristen war.

Eine einzigartige Landschaft, die wir fernab von den anderen Touristen geniessen konnten.
Unterwegs begegneten wir den mit den Lamas verwandten Vicuñas, die aber nicht in Gefangenschaft gehalten werden können.
Und auch eine kleine Schlange kreuzte unseren Weg.
Eine imposante Kulisse, die…
…auch auf dem Satellitenbild unverkennbar ist.
Auf dem Rückweg machten wir noch einmal einen Stopp bei einem Cardón.

Yerba Mate

Schon von unserer Bootstour in Panama wussten wir, dass die Argentinier gerne Yerba Mate trinken, einen Teeaufguss von Blättern des Mate-Strauchs. Auf dem Boot trank Alejandra, die ursprünglich aus Argentinien stammt, nämlich den ganzen Tag Mate. Der Teeaufguss wird mit der Bombilla (Metalltrinkhalm mit Sieb) aus der Kalebasse (Gefäss aus dem ausgehöhlten Flaschenkürbis) geschlürft. Auch in Iguazú viel uns auf, dass alle Touristen mit Thermoskannen ausgerüstet waren und ununterbrochen Yerba Mate tranken.

In Tilcara fanden wir in einem Café dann endlich Yerba Mate auf der Getränkekarte und nutzten auch gleich die Gelegenheit, diesen zu probieren. So erhielten wir Kalebasse, Bombilla, ein Geschirr mit dem Kraut und Zucker sowie eine Thermoskanne mit heissem Wasser.

Die Kellnerin zeigte uns, wie die Zubereitung funktioniert, es gab aber eine gewisse Sprachbarriere. Zuerst verbrannte sich Tom gleich die Zunge, aufgrund des kochenden Wassers war also Geduld gefragt. Danach schlürften wir das heisse Getränk, das auch David schmeckte, der sonst im Gegensatz zu Tom nur Tee trinkt, wenn er krank ist.

Wenig später wagten wir selbstständig den zweiten Aufguss. Weniger Zucker als beim ersten Mal und dann kräftig rühren! Jetzt schreckte eine ältere Dame am Nebentisch auf, zwängte sich durch die engen Tischreihen und kam zu uns. Sie werde uns jetzt zeigen, wie man Mate macht. Das von Tom angerührte Gebräu war wohl nicht mehr zu retten und wurde gleich bei der Theke entsorgt. Auch das Wasser war zu heiss und wurde getauscht, so dass es korrekte 70-80°C aufwies.

Nun erklärte sie Schritt für Schritt die Prozedur: Zuerst die Bombilla rein, dann viel Zucker, dann viel Kraut und oben auf das Kraut, wo die Bombilla ist, wieder Zucker. Dann muss das Kraut vorsichtig entlang der Bombilla mit heissem Wasser aufgegossen werden. Und ganz wichtig: NIEMALS rühren.

Die Fachfrau am Werk.

Und in der Tat, uns schmeckte dieser Aufguss wesentlich besser und schliesslich tranken wir die ganze Thermoskanne leer. Das Kraut kann nämlich locker 10 Mal aufgegossen werden. Wir können auch nachvollziehen, dass das Mate Trinken ein gewisses Suchtpotenzial hat. Und mit der Nonna haben wir dann auch noch richtig gelacht.

Ende gut, alles gut.

Fotoshooting auf dem Salzsee

Der nächste Ausflug führte uns nach nach Purmamarca, einem kleinem, touristischen Dorf mit grandioses Felskulisse. Das Dorf liegt am Eingang zur Quebrada de Purmamarca (Purmamarca Schlucht) und liegt auf 2’200m.

Cerro de los Siete Colores (Berg der sieben Farben) bei Purmamarca.

Von dort fuhren wir mit einem Collectivo (Sammelbus) über die berühmte Passstrasse „Cuesta de Lipán“ zu den Salinas Grandes.

Fotostopp auf der Cuesta de Lipán, deren Passhöhe auf 4’170m liegt.
Das Salz des 212km² grossen Salzsees „Salinas Grandes“ wird abgebaut. Die Salzschicht ist etwa 30cm dick.

Wir hielten am Rande des Salzsees und spazierten über die endlos scheinende, weisse Fläche. Unterwegs machten wir ein kleines Fotoshooting, das uns richtig begeisterte. Die weite Fläche ohne Referenzpunkte machte vieles möglich…

Der Besuch des Nordwestens war ein weiteres, grosses Highlight auf unserer Reise durch Argentinien. Die Landschaft ist einzigartig, der Wein ein Genuss und auch Yerba Mate können wir nun fachgerecht zubereiten.

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