Singapur – Schmelztiegel der Kulturen

Verweile nicht in der Vergangenheit, träume nicht von der Zukunft. Konzentriere dich auf den gegenwärtigen Moment.

Buddha

Die Zeit in Singapur verging wie im Flug. Wir drängelten uns auf den zu schmalen Trottoirs durch Little India, schlenderten rund um die Marina Bay, probierten viele neuen Gerichte in einem Hawker Centre und waren einmal mehr fasziniert von den vielen Menschen aus verschiedenen Kulturen, die in Singapur auf engstem Raum zusammenleben.

Die beiden Wahrzeichen der Stadt, der Merlion (Meereslöwe) und das Marina Bay Sands im Hintergrund.

Wir flogen von San Francisco über Hongkong nach Singapur. Dabei „verloren“ wir einen ganzen Tag, weil wir die Datumsgrenzen von West nach Ost überquerten. Zeitlich machten wir einen Sprung um 15 Stunden nach vorne. Nach der langen Reise und der grossen Zeitumstellung ruhten wir uns deshalb zuerst einmal richtig aus. Da wir schon 2015 ein paar Tage in Singapur verbrachten, kannten wir die Stadt schon recht gut und hatten keinen Stress, alle Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Wir empfehlen, dazu auch unseren damaligen Blogeintrag mit noch mehr Infos zu Geschichte und Kultur zu lesen.

Grosse kulturelle Vielfalt

Den typischen Singapurer gibt es nicht. Die 5.7 Mio. Einwohner (inkl. 1.2 Mio. Migranten und Ausländer) gehören zu unterschiedlichen ethnischen Gruppen, mit rund drei Vierteln sind die Chinesen die mit Abstand grösste Gruppe, gefolgt von rund 14% Malaien und 8% Indern. So sind Chinesisch, Englisch, Malaiisch und Tamil die vier Amtssprachen von Singapur, wobei Englisch als Geschäfts- und Verkehrssprache dominiert. Die Stadt liegt auf einer Hauptinsel und über 60 kleineren Inseln. Mit nur rund 730 km² Fläche (etwas kleiner als der Kanton Solothurn oder nicht ganz doppelt so gross wie die Stadt Wien) hat Singapur somit eine der höchsten Bevölkerungsdichten der Welt.

Geschäftstrasse in Little India, dem von Indern dominierten Stadtteil.

Die Strassenküchen-Kultur in Singapur

Bereits Ende der 1960er Jahre hat Singapur damit angefangen, für die vielen, asien-typischen Strassenküchen spezielle halboffene Gebäude zu bauen (auf Englisch „Hawker Centre“), wo die Verkäufer ihre Gerichte in kleinen fest eingerichteten Ständen anbieten konnten. Ziel war es, die hygienischen Verhältnisse zu verbessern und wohl auch das Strassenbild der aufstrebenden Metropole aufzuräumen. Die Hawker Centre wurden schnell ein beliebter Treffpunkt, wo für wenig Geld gut gegessen werden konnte. Die Stadtregierung unternahm immer wieder Anstrengungen, die hygienischen Verhältnisse zu verbessern, zum Beispiel mit der Vergabe von Lizenzen und regelmässigen Lebensmittelkontrollen. Viele Hawker Centre wurden in den letzten zwei Jahrzehnten renoviert.

Wir besuchten das Tekka Hawker Centre in Little India. Es gibt dort sicher über 50 verschiedene Stände, die meistens auf ein Gericht spezialisiert sind. Wir hatten somit die Qual der Wahl und entschieden uns, von verschiedenen Ständen ein Gericht zu kaufen. Die Preise sind für singapurische Verhältnisse immer noch sehr tief, so kostet ein Hauptgericht oft nur zwei bis drei Franken. Wir probierten unter anderem ein Masala und Rava Dosa aus Südindien, eine Art grosse Crepe mit verschiedenen Saucen und Chutneys serviert. Es war so fein, dass wir am nächsten Tag noch einmal einen Mittagsstopp beim Tekka Centre einlegten.

Die verschiedenen Stände im Tekka Hawker Centre in Little India.
Masala und Rava Dosa, so fein, dass wir am nächsten Tag noch einmal hingingen.

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Alt und neu dicht nebeneinander

Uns faszinierte erneut das Stadtbild von Singapur. Hinter Strassenzügen mit traditionellen, meistens zweistöckigen Häusern im malaiischen Stil erheben sich die modernen Wolkenkratzer mit Büros und Wohnungen, denn es musste ähnlich wie in Hongkong in die Höhe gebaut werden, weil die Landfläche des Stadtstaates so klein ist. In den alten Häusern sind meist Geschäfte, Restaurants oder Hotels untergebracht. Diese Strassen sind somit sehr belebt, während die Wohnsiedlungen etwas steril anmuten.

Geschäftsstrasse in Chinatown mit hohen Wohnhochhäusern im Hintergrund.
Das von Kletterpflanzen bewachsene Oasia Hotel hat grosse Sky Gardens, die einen Kontrapunkt zu den Glas- und Betongebäuden in der Nachbarschaft setzen sollen.

Wie bereits beim letzten Besuch sind wir auch dieses Mal mehrmals und zu unterschiedlichen Tageszeiten bei der Marina Bay vorbeigekommen, die vom spektakulären Marina Bay Sands, dem bekannten Hotelkomplex mit Casino und Infinity-Dachpool, dominiert wird. Auf der einen Seite vom Fluss befindet sich das modernen Geschäftsviertel mit den Bürohochhäusern, auf der anderen Seite die Regierungsgebäude im britischen Kolonialstil.

Blick vom Marina Bay Sands auf die Skyline von Singapur.
Die Victoria Theatre and Concert Hall im neoklassischen Stil mit schönem Glockenturm.
Die Skyline bei Nacht.

Die ganze Bucht lädt zum Flanzieren ein, da sie komplett autofrei ist. Das Marina Bay Sands als neues Wahrzeichen Singapurs ist auf aufgeschüttetem Land gebaut, die einzige und eifrig genutzte Möglichkeit, die Stadtfläche zu vergrössern. Die drei 191 m hohen Hoteltürme sind mit einem 340 m langen Dachgarten verbunden. Hinter dem Hotel befinden sich die Gardens by the Bay, ein nach dem Hotelbau neu angelegter, riesiger Park.

Blick vom Skyway zwischen zwei Supertrees in den Gardens by the Bay auf das Marina Bay Sands.
Die in der Nacht beleuchteten Supertrees in den Gardens by the Bay.

Unterwegs in Chinatown

Nach Chinatown fuhren wir mit einem an London erinnernden Doppelstöcker-Bus. Nach einem feinen Frühstück erkundeten wir das Quartier und kamen auch beim Thian Hock Keng Temple vorbei. Dieser 1839 gebaute Tempel lag damals an der Küste und die mit dem Schiff aus China ankommenden Seefahrer und Immigranten bedankten sich bei der Meeresgöttin Mazu für die sichere Überfahrt aus China. Heute ist der Tempel aufgrund der Landgewinnung ein rechtes Stück vom Meer entfernt.

Der Thian Hock Keng Temple in Chinatown.

Der Tempel ist einzigartig, weil er Taoismus, Buddhismus, Konfuzianismus und Ahnenkult umfasst. Die Hauptgöttin ist Mazu, daneben gibt es aber auch Schreine mit buddhistischen Göttern und Konfuzius. Ein Guide zeigte uns den ganzen Tempel und erklärte uns die Bedeutung der Schreine. Unter anderem gibt es auch einen Wunschbrunnen. Es kann eine Münze eingeworfen werden und dann die der Wunschkategorie entsprechende Glocke geläutet werden.

Der Wunschbrunnen.
Einer der verschiedenen Schreine im Tempel.

In Singapur befinden sich die religiösen Bauten der verschiedensten Religionen auf engstem Raum. Neben buddhistischen Tempeln gibt es unter anderem auch christliche Kirchen, Moscheen und hinduistische Tempel. Teilweise werden religiöse Bauten auch von verschiedenen Religionen gemeinsam genutzt. Die Toleranz zwischen den Religionen ist in Singapur sehr gross, auch weil in den Schulen schon früh über die verschiedenen Religionen gelehrt wird und darauf geschaut wird, dass es gemischte Klassen gibt.

Die Sultan-Moschee im arabischen Kampong-Glam-Distrikt wurde 1928 eröffnet.

Auch Davids Geburtstag haben wir in Singapur den ganzen Tag lang immer wieder ein bisschen gefeiert. Zuerst mit einem guten Negroni am Boat Quay, einem Schoggikuchen an der Marina Bay und dann mit einem feinen Abendessen.

Awfully Chocolate, es fehlten leider die Kerzen.
Ein Prosit auf das Geburtstagskind.

Es war wieder mehr als nur ein Zwischenstopp. Unser Aufenthalt in Singapur gefiel uns sehr gut. Es gab wieder so viel zu entdecken und auch kulinarisch kamen wir voll auf unsere Kosten. Nach so viel Sightseeing in San Francisco und Singapur freuten wir uns nun aber sehr auf ein paar ruhige Tage am Strand in Bali.

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